Wekerle

[507] Wekerle, Alexander, ungar. Staatsmann, geb. 14. Nov. 1848 zu Moor im Stuhlweißenburger Komitat, studierte die Rechte, trat 1870 in das Finanzministerium und habilitierte sich an der Universität. 1881 wurde er Sektionsrat, 1884 Ministerialrat, 1886 Staatssekretär der Finanzen und Mitglied des Abgeordnetenhauses und 1889 im Kabinett Tisza Finanzminister. Ihm gelang die Regelung des ungarischen Staatshaushalts durch die Konversion der ungarischen Staatsanlehen; er legte (im Oktober 1890) dem Parlament das erste defizitfreie Budget vor. Besonders zu nennen sind noch die Reform der Spiritussteuer, die Ablösung der Schankgefälles, die bessere Verwaltung der Staatsmonopole und in Verbindung mit Österreich die Valutaregulierung. Nach dem Rücktritt Szapárys übernahm W. 14. Nov. 1892 das Ministerpräsidium und setzte die neuen kirchenpolitischen Gesetze und die Einführung der Zivilehe trotz des Widerstandes, den das Magnatenhaus leistete, durch. Da er jedoch das Vertrauen der Krone verloren hatte, demissionierte er 22. Dez. 1894 mit dem gesamten Kabinett (dem »großen Ministerium«). Unterm 1. Jan. 1897 zum Präsidenten des neuerrichteten Verwaltungsgerichtshofs in Budapest ernannt, hielt er sich von der Politik fern, selbst unter dem absolutistischen Regiment Fejérvárys. Deshalb bei der Aussöhnung der Krone mit der koalierten Opposition für die neue Ministerpräsidentschaft besonders geeignet, wurde er 8. April 1906 zum Kabinettschef ernannt und übernahm auch das Portefeuille der Finanzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 507.
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