Bagamōyo

[262] Bagamōyo, Bezirk in Deutsch-Ostafrika (s. Karte »Deutsch-Ostafrika«) mit (1900) 69,000 Einw. (Wanguru, Wasaramo, Wakwere, Waseguha, Wadoe u. a.), darunter 60 Europäer, etwa zur Hälfte Deutsche. Der Bezirk erzeugt namentlich Kautschuk und Kopal, auch wird die Zucht von Rindern, Eseln, Ziegen und Schafen betrieben. – Der gleichnamige Hauptort liegt Sansibar gegenüber, unter 6°22´ nördl. Br., 8 km südlich von der Mündung des Kingani, auf einer sanften Erhöhung hart am Meeresufer, mit (1900) 15,000 Einw. Die Stadt hat enge Straßen aus meist kleinen und dunkeln Häusern aus Korallengestein, da zwischen große, stattliche Bauten der indischen Kaufleute, mehrere Plätze, auf denen die Karawanen aus dem Innern ihre Waren feilbieten, das Bezirksamt, Zollhaus, Karawanserai, eine Moschee, einen Hindutempel, ein Hospital, eine große Markthalle. Auf der Westseite schließt sich die Negervorstadt an. Durch einen 150 m breiten, freien Platz von der Stadt getrennt, liegt gegen N. das ehemalige Stationshaus der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, jetzt in ein Fort verwandelt. Im N., 1 km entfernt, liegt die stattliche Niederlassung der »Väter vom Heiligen Geist«, inmitten eines prächtigen Hains von Kokospalmen. Die ausgedehnten Pflanzungen von Kokospalmen und Mangobäumen, die sich unmittelbar an die Stadt an schließen, waren ursprünglich Besitzungen reicher Araber, sind aber in die Hände ihrer indischen Gläubiger übergegangen. Obwohl wegen der seichten offenen Reede Schiffe mehrere Kilometer vom Land ankern müssen, ist B. weitaus der bedeutendste Handelsplatz der Kolonie. Ein Kabel führt nach Dar es Salam und Sansibar. Die Gesundheitsverhältnisse sind für Europäer wenig günstig. B. ist Ausgangsplatz der Karawanenstraße B.-Mpwapwa-Tabora-Tanganjika, und nicht selten versammeln sich hier 30–40,000 Träger. Auf der nahegelegenen Pflanzung Kitopeni wird mit Erfolg Vanille angebaut. Im Hinterland liegen die katholischen Missionsstationen Man dera und Mhonda. - In B. begann 21. Ang. 1888 der Aufstand gegen die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, 23. Sept. nahmen die Mannschaften der Korvette Leipzig die vorher beschossene Stadt; am 8. Mai 1889 wurde das feste Lager Buschiris von Wissmann erstürmt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 262.
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