Barrès

[396] Barrès (spr. barrǟß), Maurice, franz. Romanschriftsteller und Politiker, geb. 1862 in Charmes-sur-Moselle, studierte in Paris die Rechte und gründete 1884 ein kleines Wochenblatt: »Les Taches d'encre«, das aber nur kurzen Bestand hatte. Die ihm eigentümliche Theorie der Entwickelung des eignen Ichs tritt schon in seinem ersten Roman: »Sous l'œil des Barbares« (1888) hervor. 1889 ließ er sich in Nancy als Boulangist in die Kammer wählen, der er bis 1893 angehörte. Es folgten: »Un homme libre« (1889), worin er die Ichlehre weiter entwickelte, die dann in »L'ennemi des lois« (1893) in Anarchismus und Polygamie ausartet, und »Le jardin de Bérénice« (1890), die psychologisch interessante Geschichte einer Tänzerin. Mit der Sittenkomödie »Une journée parlementaire« (1894) machte er den gewagten Versuch, den Panamaskandal auf die Bühne zu bringen. In seinem neuesten Werk: »Le roman de l'énergie nationale«: Bd. 1: »Les Déracinés« (1897), Bd. 2: »L'appel an soldat« (1900), Bd. 3: »Leurs figures« (1902), bekämpft er die Aufsaugung der geistigen Kräfte und der Eigenart der Provinzen durch Paris und gibt eine sehr interessante historische Darstellung des Boulangismus und des Panamaskandals. 1901 leitete er zeitweise das Blatt Déroulèdes, »Le Drapeau«. Vgl. Jacquet, Notre maître. Maurice B. (1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 396.
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