Bathybĭus

[444] Bathybĭus (griech., Tiefenwesen), ein zäher, gallertiger Schleim, der angeblich in ungeheuern Massen die Abgründe der Meere bedeckt und in einer farb-, form- und strukturlosen Grundsubstanz unregelmäßig geformte lebende und sich bewegende Protoplasmamassen einschließen soll. Der B. wurde demnach als eins der niedrigsten lebenden Wesen angesehen und den Urtieren zugezählt. Er enthält Kalkkörperchen (Kokkolithen und Kokkosphären), die auch in der Kreide vorkommen, vielleicht Schalenreste kleiner Rhizopoden, der Globigerinen. Der B. wurde zuerst 1857 bei der Untersuchung des Meeresbodens im Atlantischen Ozean aufgefunden und von Huxley als B. Haeckelii beschrieben. Lebenden B. glaubten Thomson und Carpenter auf der nordatlantischen Tiefsee-Expedition 1868 gefunden und seine Bewegungen mit dem Mikroskop beobachtet zu haben; später traten Huxley und Haeckel für seine eiweißähnliche Natur ein. Die Entdeckung des B. erregte großtes Aufsehen, weil man in ihm die ursprüngliche Form aller Lebewesen und damit den Anfang alles Lebens gefunden zu haben glaubte. Indessen wollte sich bei der Erdumsegelung des Challenger 1872–76 der B. nirgends zeigen, und so meinte man, er sei nichts als der Niederschlag von Gips etc., wie er bei Vermischung von Seewasser mit Alkohol aus den Salzen des erstern entsteht. Dagegen wollte auch Bessels freilebendes Protoplasma (Protobathybius) in 92 Faden Tiefe im Smithsund gefunden haben. Eine Einigung über die Natur des B. ist noch nicht erzielt worden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 444.
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