Baudelaire

[455] Baudelaire (spr. bod'lǟr'), Charles, franz. Schriftsteller, geb. 21. April 1821 in Paris, gest. daselbst 31. Aug. 1867, wurde von seinem Stiefvater (den Vater hatte er früh verloren) nach Ostindien geschickt, damit er die Neigung zum Dichten verlöre: doch blieb er seinem Vorsatz, Schriftsteller zu werden, getreu. Er machte sich einen Namen durch die Übersetzung der Werke Edgar Poes, von der 1856–65 vier Bände erschienen. Am meisten Aufsehen aber erregte er durch seine Gedichtsammlung »Les fleurs du mal« (1857), aus der einzelne Stücke als unmoralisch durch gerichtlichen Urteilsspruch verpönt wurden. Eine stark veränderte Ausgabe erschien 1861 (in deutscher Umdichtung von S. George, Berl. 1901). Von einer wahren Manie nach dem Bizarren getrieben, zieht er die Verirrungen und Nachtseiten des menschlichen Herzens mit Behagen aus Licht. Jedenfalls ist ihm der Vorzug der Originalität nicht abzusprechen; die Schule der Décadents knüpft an ihn an. Eine Zeitlang frönte er dem Haschischgenuß in dem Klub der Haschischins, dem er mit Théophile Gautier angehörte. Andre Werke von B. sind: »Théophile Gautier« (1859), »Les paradis artificiels, opium et haschisch« (1860) und »R. Wagner et Tannhäuser à Paris« (1861). Seine »Œuvres complètes« erschienen 1868–70 in 7 Bänden, zu denen die »Souvenirs, correspondance, etc.« (1872) eine Ergänzung bilden. Eine neue Gesamtausgabe erscheint seit 1891. Eine deutsche Übersetzung der »Werke« in 4 Bänden lieferte M. Bruns (Mind. 1901 ff.), »Gedichte in Vers und Prosa« von B. übersetzten C. Hoffmann und St. Zweig (Leipz. 1902). Vgl. dela Fizelière und Decaux, Charles B. (Par. 1868); Asselineau, Charles B., sa vie et son œuvre (das. 1868); Ziesing, Charles B. (Zür. 1879); Charavah, A. de Vigny et Charles B. (Par. 1879); Spoelberch de Lovenjoul, Les lundis d'un chercheur (das. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 455.
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