Tannhäuser

[312] Tannhäuser (Tanhuser), Minnesinger, vermutlich ein Salzburger oder Bayer, der um die Mitte des 13. Jahrh. am Hofe Friedrichs des Streitbaren und andrer Fürsten sich aufhielt und bis um 1270 ein abenteuerliches Wanderleben geführt zu haben scheint. In seinen Liedern schildert er, dem Vorgang Neidharts folgend, mit Vorliebe das bäuerliche Leben und derbsinnliche Minne, nebenbei mit allerlei literarischer Gelehrsamkeit prunkend. Auch ein didaktisches Gedicht: »Hofzucht«, wird ihm beigelegt. Eine seiner Weisen erhielt sich bei den Meistersingern. Seine lyrischen Gedichte finden sich im 2. Teil der »Minnesinger« von v. d. Hagen (Leipz. 1838), die »Hofzucht« im 6. Bande der »Zeitschrift für deutsches Altertum« (das. 1848). Vgl. Oehlke, Zu Tannhäusers Leben und Dichten (Königsb. 1890); Siebert, T., Inhalt und Form seiner Gedichte (Berl. 1894). An sein bewegtes Leben und ein ihm beigelegtes Bußlied knüpft sich die bekannte Sage vom Ritter T., der im Venusberg verweilte, dann nach Rom pilgerte, um Vergebung seiner Sünden zu erlangen, und, als ihm diese versagt wurde, verzweiflungsvoll zu Frau Venus im Hörselberg (s. d.) zurückkehrte. R. Wagner hat die Sage zu seiner berühmten Oper verarbeitet und mit der Sage vom Wartburgkrieg (s. d.) verbunden. Vgl. Grässe, Der T. und ewige Jude (2. Aufl., Dresd. 1861); Zander, Die Tannhäusersage und der Minnesinger T. (Königsb. 1858); Nover, Die Tannhäusersage und ihre poetische Gestaltung (Hamb. 1897); Kluge, Der Venusberg (in der »Beilage zur Allgemeinen Zeitung«, 1898, Nr. 66 u. 67).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 312.
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