Berryer

[728] Berryer (spr. berrĭē), Pierre Antoine, berühmter franz. Advokat und Redner, geb. 4. Jan. 1790 in Paris, gest. 29. Nov. 1868 auf seinem Landsitz La Brosse bei Paris, unterstützte, seit 1814 Advokat, bereits seinen Vater (1757–1841), der mit Dupin den Marschall Ney verteidigte. Er trat später noch in mehreren politischen Prozessen als Verteidiger auf, wobei seine stimmungsvolle Beredsamkeit ihm hohen Ruhm erwarb. Anhänger der Bourbonen, hielt er doch an freisinnigen Grundsätzen fest, weshalb er 1829 in die Kammer gewählt wurde. Nach der Julirevolution leistete er dem König Ludwig Philipp den Eid, ohne die Partei der Legitimisten zu verlassen. Nach dem Rücktritte des Ministeriums Thiers bekämpfte er das Ministerium Soult-Guizot. Nach der Februarrevolution in die Nationalversammlung gewählt, zählte er zu den Führern der aus der Vereinigung der frühern monarchischen Parteien bestehenden Mehrheit, hielt aber am Legitimitätsprinzip fest. Nach dem Staatsstreich suchte er besonders eine Vereinigung der beiden bourbonischen Linien zustande zu bringen. 1852 ward er Vorsteher des Pariser Advokatenstandes und 1854 Mitglied der Akademie. 1863 nahm er wieder ein Mandat als Abgeordneter zum Gesetzgebenden Körper an. Berryers Reden erschienen gesammelt als »Discourparlementaires« (Par. 1872–74, 5 Bde.) und »Plaidoyers« (1875–78, 4 Bde.). 1879 ward sein Standbild im Justizpalast in Paris aufgestellt. Vgl. Janze, B., souvenirs intimes (Par. 1880; deutsch, Dresd. 1885); Lecanuet, B., sa vie et ses œuvres (Par. 1893); Lacombe, Vie de B. (das. 1894–95, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 728.
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