Bogos

[142] Bogos, hamit. Hirtenvolk in dem im N. von Abessinien gelegenen, 1200 m hohen gesunden Bergland, das bis 161/2° nördl. Br reicht, im O. steil in die heiße Küstenebene abfällt und sich im W. zur Ebene Baraka hinabsenkt (s. Karte »Ägypten«). Die Bevölkerung, etwa 8000 Köpfe, zerfällt in Schmagillis (Adlige) und Tigrés (Untertanen). Die B. sind schön gebaut, haben lebendige Gesichtszüge, langes, krauses Haar und gelb- bis dunkelbraune Hautfarbe. Sie sind vorwiegend Hirten, der Ackerbau beschränkt sich auf Durra und Tabak. Die Sprache (das Belen oder Bilen) ist ein Agaudialekt, der aber immer mehr dem nordabessinischen Tigré Platz macht. Die B. haben teils noch ein verwahrlostes Christentum, teils sind sie Mohammedaner. Hauptort ist Keren mit 300 Strohhütten, italienischer Besatzung und einer Kirche der Lazaristenmission. Die B., die sich selbst Boaspor (»Söhne des Boas«) oder Belen nennen, sollen im 16. Jahrh. in ihre jetzigen Wohnsitze eingewandert sein. Seit 1844 wurden sie teils durch Mohammedaner, teils durch Abessinier unterworfen, kamen 1872 unter Ägypten, 1884 unter Abessinien. Jetzt sind sie Italien untertan. Vgl. Munzinger, Die Sitten und das Recht der B. (Winterth. 1859); Issel, Viaggio nel Mar Rosso e tra i Bogos (4. Aufl., Mail. 1885); Reinisch, Die Bilinsprache in Nordafrika (Wien 1882); Derselbe, Die Bilinsprache (Bd. 1, Texte, Leipz. 1883; Bd. 2, Wörterbuch, Wien 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 142.
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