Hirt

[374] Hirt, 1) Aloys, Archäolog und Kunsthistoriker, geb. 27. Juni 1759 zu Behla in Baden, gest. 29. Juni 1836 in Berlin, studierte in Nancy und seit 1779 in Wien. Seit 1782 hielt er sich in Italien auf. 1796 nach Deutschland zurückgekehrt, ward er Lehrer des Prinzen Heinrich von Preußen, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin und der Akademie der Künste, königlicher Rat und bei Gründung der Universität ordentlicher Professor der Archäologie. 1816 und 1817 bereiste er nochmals Italien und hierauf Belgien und Holland. Er hatte wesentlichen Anteil an der Stiftung des Berliner Museums. Seine durch die spätern Forschungen wertlos gewordenen Hauptwerke sind: »Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten« (Berl. 1809, mit 50 Kupfertafeln); »Geschichte der Baukunst bei den Alten« (das. 1820–27, 3 Bde., mit 32 Tafeln); »Geschichte der bildenden Künste bei den Alten« (das. 1833).

2) Johann, Bildhauer, geb. 4. März 1836 in Fürth, gest. 19. Aug. 1897 in München, kam 1855 auf die Akademie in München und erhielt durch Widnmann seine künstlerische Ausbildung. Neben wohlgelungenen Porträtbüsten machten ihn anfangs Statuetten und dekorative Arbeiten durch hübsche Erfindung, Lebensfrische und Zierlichkeit bekannt; ihnen folgten später lebensgroße, meist nackte Idealfiguren aus der griechischen Mythe, die sich durch ungewöhnlichen Adel der Form im Anschluß an die Antike, durch Tiefe der Empfindung und durch große Meisterschaft in der Behandlung des Marmors auszeichnen. Seine Hauptwerke sind: Faust und Gretchen, ein spielender Knabe, der verweigerte Kuß, der Flötenspieler, das Kind mit dem Hunde, das Mädchen mit dem jungen Ziegenbock, Amor Pfeile schmiedend, die Musik, die Spinnerin, Hermann und Dorothea, Aschenbrödel, Lady Macbeth, die Schnitterin, Andromeda, junger David, Arethusa (1889), getroffene Niobide (1890), Klytia (1891), Bogenspanner und flehende Nymphe (1894) und das Kriegerdenkmal in Fürth.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 374.
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