Bolgáry

[175] Bolgáry, Dorf im russ. Gouv. Kasan, am linken Ufer der Wolga zwischen Spaßk und Tetjuschi gelegen, mit etwa 150 Höfen und einer steinernen Kirche, die vormals zu dem eingegangenen Uspenskischen Kloster gehörte, von dem noch jetzt das Dorf gleichzeitig den Namen Uspenskoje Selo führt. Der Ort steht innerhalb der noch zum großen Teil erhaltenen Walllinien der alten Bulgarenresidenz Bolgár, von der noch Türme (am besten der sogen. Turm Misgir) und Mauertrümmer übrig sind. Es finden sich daselbst noch eine Menge Grabsteine, mit tatarischen, arabischen und armenischen Inschriften und Bildwerken bedeckt, alte Waffen, Münzen und Gerätschaften aller Art. Schon auf Befehl Peters d. Gr. wurden 49 der auf den Gräbern befindlichen Inschriften abgeschrieben und eine Erklärung derselben versucht.[175] Die arabischen sind von 619–742 der Hedschra, und unter den armenischen ist eine von 557 und zwei von 984 und 986 n. Chr. Die hier gefundenen silbernen und kupfernen Münzen tragen teilweise arabische, teilweise kufische Schrift und sind z. T. schön geprägt. Bolgar, dessen Ruinen verschiedentlich von Gelehrten, wie Pallas, Erdmann, Humboldt, Ehrenberg und Rose, Erman, Beresin u. a., besucht und beschrieben worden sind, verlor seine Bedeutung nach der Zerstörung durch Tamerlan im 14. Jahrh. und verschwindet mit dem Untergang der Goldenen Horde gänzlich aus der Geschichte. Ein großer Teil der unter dem Schutt hervorgezogenen Altertümer befindet sich im historischen Museum in Kasan, ein andrer Teil zu Moskau und Petersburg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 175-176.
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