Brauneisenerz

[350] Brauneisenerz (Brauneisenstein, Limonit), wichtiges Eisenerz. besteht aus Eisenhydroxyd H6Fe4O9 oder 2Fe2O3.3H2O mit 60 Proz. Eisen und 14 Wasser; ist dunkelbraun bis gelbbraun, hat die Härte 4,5 his 5,5, das spez. Gew. 3,4–4,0 und braungelbes Strichpulver. Kristalle von B. sind nicht bekannt, wohl aber Pseudomorphosen nach Spateisenstein, Schwefelkies, Magneteisenerz, Calcit etc. Die reinste Varietät ist der braune Glaskopf, von feinfaserigem Gefüge, gewöhnlich in trauben- oder nierenförmigen und stalaktitischen Gestalten, als Überzug, derb und eingesprengt. Häufiger sind die dichten und ockerigen oder erdigen Abarten; sie haben eine lichtere Farbe und sind oft stark verunreinigt, zumal durch Beimengung von Kiesel, Ton, Kalk und Mergel. Das tonhaltige B. (toniger Brauneisenstein, Toneisenstein) ist dicht, hat matte Bruchfläche, und findet sich meist derb, aber auch oolithisch ausgebildet, d. h. aus lauter kleinen schießpulverähnlichen bis bohnengroßen Kugeln zusammengesetzt (oolithisches B., Bohnerz, s.d.), sowie in kugeligen und schaligen Konkretionen (Eisennieren, Adlersteine). Zu dem tonigen B. gehört auch der größte Teil des Raseneisensteins (s.d.) und des Seeerzes, die sich z. T. durch ihre erdige Beschaffenheit von dem dichten B. unterscheiden. Kieselhaltig und gewöhnlich auch phosphorhaltig ist der Stilpnosiderit (Eisenpecherz, Pecheisenstein), der zusammen mit dichtem B. in nierenförmigen oder stalaktitischen, pechschwarzen oder schwarzbraunen, stark fettglänzenden Massen im Siegenschen, in Böhmen etc. vorkommt. Manche Brauneisensteine, zumal solche, die aus Spateisenstein durch Umwandlung hervorgegangen sind, sind reich an Beimengungen von Manganverbindungen und dann oft dunkel bis schwarz gefärbt (Manganeisenstein, Wadeisenstein, Schwarzeisenstein); sie geben ein ausgezeichnetes weißes Rohstahleisen. Am wenigsten geschätzt ist das schwer reduzierbare (strengflüssige) kieselige B. (Harterz). Dagegen schmilzt das mergelige (Ton und Kalk zugleich enthaltende) B. sehr leicht und gibt ohne weitere Zuschläge eine gute Schlacke (selbstgehende Erze). B. findet sich sehr verbreitet, teils auf eignen Lagerstätten, teils mit andern Eisenerzen und dann gewöhnlich durch atmosphärische Einflüsse aus jenen entstanden. Bedeutende Brauneisenerzlager kennt man im rheinischen Schiefergebirge in der Gegend von Siegen und, z. T. reich an Mangan, in der Lahngegend, im Zechstein in Thüringen, im Jura in Württemberg, in Lothringen und Luxemburg, ferner von verschiedenem Alter in Steiermark, Kärnten, Oberschlesien, Böhmen, in den Pyrenäen etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 350.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika