Buckle

[556] Buckle (spr. böckl), Henry Thomas, engl. Kulturhistoriker, geb. 24. Nov. 1821 als Sohn eines Schiffsreeders, gest. 29. Mai 1862, trat in das väterliche Geschäft, widmete sich aber, als sein Vater ihm 1840 ein ausreichendes Vermögen hinterließ, wissenschaftlichen Studien. Hallam und Bunsen gewannen nachhaltigen Einfluß auf ihn. Als Schriftsteller trat B. erst 1857 mit dem ersten Bande seines unvollendet gebliebenen, in mehrere Sprachen übersetzten Hauptwerkes hervor, der »History of civilisation in England« (8. Aufl. 1902; deutsch von A. Ruge, 6. Ausg., Leipz. 1901, 2 Bde., und von Ritter, 2. Aufl., das. 1900, 2 Bde.). Das ziemlich formlos angelegte Werk erregte großes Aufsehen. Bewundernswert sind der Fleiß der Forschung, die große Belesenheit, der eindringende Scharfsinn, die philosophische Anlage, womit B. überall allgemeine Gesetze herauszufinden sucht; aber nicht geringer sind auch die Einseitigkeit und die doktrinäre Übertreibung, womit er auf die Geschichte das Gesetz der Kausalität in materialistischem Sinne anwendet, ohne die persönliche Freiheit zu ihrem Recht kommen zu lassen. Die psychologische Betrachtung verschwindet vor dem empirisch gewonnenen Gesetz, dem gegenüber der Einzelne nichts ist. Nach Vollendung des zweiten Bandes unternahm B. im Oktober 1861 eine Reise nach dem Orient, erkrankte am Typhus und starb in Damaskus. Nach seinem Tod erschienen die »Miscellaneous and posthumous works« (Lond. 1872, 3 Bde.; im Auszug das. 1886, 2 Bde.); seine kleinern »Essays« wurden übersetzt von Asher (Leipz. 1867) und von Jacobi (das. 1895). Vgl. Huth, Life and writings of B. (Lond. 1880, 2 Bde.; im Auszug deutsch von Katscher, Leipz. 1881); Robertson, B. and his critics (Lond. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 556.
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