Hallam

[654] Hallam (spr. hälläm), Henry, engl. Geschichtschreiber, geb. 9. Juli 1777 in Windsor, gest. 21. Jan. 1859, studierte in Oxford und London, ließ sich in letzterer Stadt als Rechtsanwalt nieder und bekleidete längere Zeit den gut besoldeten Posten eines Stempelkommissars. Sein Vermögen gestattete ihm, die juristische Praxis aufzugeben; er widmete sich historischen Studien und fand Zutritt zu den glänzendsten gesellschaftlichen Kreisen der Whigpartei, der er angehörte. Er war einer der Gründer der Statistischen Gesellschaft, Vizepräsident der Society of Antiquaries und bekleidete noch andre Ehrenämter. Als Geschichtschreiber zeichnete sich H. durch gründliche Forschung und scharfe Auffassung, die freilich von seinem whiggistischen Standpunkt wesentlich beeinflußt war, und durch vortreffliche Darstellungsgabe aus. Seine Hauptwerke sind die noch heute beachtenswerte Übersicht über die mittelalterliche Geschichte Europas: »View of the state of Europe during the middle ages« (Lond. 1818, 2 Bde.; neue Ausg. 1884; deutsch von F. v. Halem, Leipz. 1820, 2 Bde.), ergänzt durch »Supplemental notes« (1848); ferner die »Constitutional history of England from the accession of Henry VII. to the death of George II.« (Lond. 1827, 2 Bde.; neueste Ausg. 1878; deutsch von Rüder, Leipz. 1828–29) und die »Introduction to the literature of Europe in the XV., XVI. and XVII. centuries« (1837–39, 4 Bde.; neueste Ausg. 1882). – Dem Andenken seines Sohnes Arthur Henry (geb. 1811, gest. 1833) widmete A. Tennyson, mit dessen Schwester jener verlobt war, das Gedicht »In memoriam«. Seine hinterlassenen Gedichte u. a. wurden 1834 von Henry H. herausgegeben (neue Ausg. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 654.
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