Windsor [1]

[670] Windsor (New Windsor, spr. nju ŭínnsör), Stadt (municipal borough) in Berkshire (England), 30 km von London, am rechten Ufer der Themse. über die eine Brücke nach dem durch sein College berühmten Dorf Eton führt, hat ein Rathaus, Theater, Kasernen, eine Lateinschule und (1901) 14,130 Einw. Berühmt ist W. besonders wegen des großartigen königlichen Schlosses (W. Castle) auf einer Anhöhe, anderen Fuß eine Jubiläumsstatue der Königin Viktoria steht. Schon die angelsächsischen Könige besaßen einen Palast in W., den jedoch Eduard der Bekenner der Westminsterabtei schenkte. Wilhelm der Eroberer tauschte W. wieder ein und erbaute das Schloß, das Eduard III., der hier geboren war, 1356–73 durch Wilhelm von Wykeham fast von Grund aus neu aufbauen ließ. Elisabeth hielt sich häufig hier auf, Karl I. wurde in W. beigesetzt, und Karl II. hatte seine gewöhnliche Sommerresidenz daselbst. Seine jetzige Gestalt und Einrichtung verdankt das Schloß Georg IV., der es durch den Architekten Sir Jeffrey Wyattville mit ungeheuern Kosten restaurieren und prächtig ausstatten ließ. Das Ganze bedeckt 4,9 Hektar und ist in zwei Höfe geteilt, die durch den sogen. runden Turm voneinander getrennt werden. Vom obern Hof aus gelangt man auf die Terrasse mit herrlicher Aussicht. An der Nordseite des obern Hofes liegen die Staats- und Audienzzimmer, an der Ostseite die Zimmer des Königs und gegen S. die der vornehmsten Kronbedienten. Der untere Hof enthält die St. Georgskapelle (1474 begonnen), durch einen unterirdischen Gang mit dem von Georg III. erbauten Mausoleum verbunden. das Königin Viktoria zu einer Albertkapelle umwandelte. Die Säle und Zimmer des Schlosses sind prächtig dekoriert und meist mit wertvollen Gemälden (van Dyck, Rubens u. a.) geschmückt. In der St. Georgshalle (60 m lang) finden die Zeremonien des Hosenbandordens statt; im Waterloosaal hängen die Bildnisse von Staatsmännern und Kriegern, die 1813–15 eine Rolle spielten. In dem an das Schloß anstoßenden kleinen Park (20,2 Hektar) befinden sich Frogmore, ein königlicher Landsitz, und das Mausoleum der Königin Viktoria und des Prinzen Albert (von Grüner erbaut). Den großen Park (720 Hektar) durchschneidet vom Schloß aus eine 4 km lange Allee, an deren Ende eine Reiterstatue Georgs III. (von R. Westmacott) steht. Im untern Teile dieses Parkes liegt Virginia Water, ein künstlicher Teich (3,5 km lang, bis 0.8 km breit) mit malerischer Umgebung. Vgl. Tighe und Davis, Annals of W. (Lond. 1848); Lostie, W. Castle, town, etc. (3. Aufl. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 670.
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