Windsor

[264] Windsor (spr. Uints'r), 1) Marktflecken in Berkshire, an der Themse (steinerne Brücke nach dem durch sein College berühmten Dorfe Eton) u. der englischen Südwestbahn; 9600 Ew.; königliches Schloß (Windsor-Castle) auf einer Anhöhe, mit Graben u. Wall versehen, hat hohen Thurm (Wohnung des Gouverneurs), zwei Höfe, im obern die metallene Bildsäule Wilhelms des Eroberers, schöne Terrasse (1870 Fuß lang, mit herrlicher Aussicht) u. Statue des Königs Georg III., prächtige Zimmer mit Gemälden der angesehensten Meister, Saal des St. Georg mit alterthümlichem Schmuck, im Gothischen Styl erbaute St. Georgskapelle, worin die Hosenbandritter aufgenommen u. Ordenscapitel gehalten wird. Daher heißen auch die von dem Könige ernannten Pensionäre des Hosenbandordens Arme Ritter von W. (s. Hosenbandorden). Übrigens hat jeder Ritter seinen eigenen Sitz im Chore, darüber sein eigenthümliches Fähnchen, welches bei seinem Tode abgenommen u. dafür auf der Rückseite des Sitzes der Namen in eine metallene Tafel eingegraben angeschlagen wird. Ferner hat W. Ruinen einer andern Kapelle (von Heinrich VII. angefangen), Park rings um das Schloß, einen andern größern mit 1 Stunde langen Allee in der Nähe. In der Nähe der Wald von W., 10 Ml. im Umfang, mit Windsor-Lodge, Lustschloß des Herzogs von Cumberland u. Herschels Observatorium. Unweit W. ist das Schloß Frogmore-Lodge, ehemals Residenz der Königin Charlotte u. dann der Herzogin von Kent (Mutter der Königin Victoria).[264] Das Schloß wurde von Wilhelm dem Eroberer gebaut. Eduard III., welcher hier geboren wurde, begann den Neubau u. ließ, weil nach der Sage König Artus hier seine Tafelrunde gehalten hatte, einen runden Saal in demselben bauen, welchem er den Namen der Tafelrunde gab. Die Königin Elisabeth benutzte es am liebsten zum Sommeraufenthalt. Für Karl I. diente es als Gefängniß. Georg III. u. sein Sohn Georg IV. ließen W. ausbauen u. machten es, wie auch Wilhelm IV. u. die Königin Victoria, zu ihrer Residenz. 2) Grafschaft im Staate Vermont (Nordamerika), ungefähr 50 QM., im Osten vom Connecticut River begrenzt, vom White River durchflossen, im Westen gebirgig; Producte: Mais, Kartoffeln, Schafe, Rindvieh; Industrie in Wolle, Eisen u. Leder; die Rutland Bahn u. die Concord-Montpelier Bahn durchschneiden die Grafschaft; 1781 organisirt; 1850: 39,320 Ew.; Hauptstadt: Woodstock; 3) Postort darin, Sitz des Staatsgefängnisses; 2000 Ew.; 4) Städtischer Bezirk mit Postamt (Post-township) in der Grafschaft Hartford des Staates Connecticut, am Connecticut River u. der New Haven-Hartford-Springfield Eisenbahn; 4000 Ew. Hier fand 1633 die erste größere Ansiedelung im Staate Vermont unter Capitän William Holmes statt, welcher von Plymouth Colony in Massachusetts kam; 5) Hauptort der Grafschaft Bertie im Staate Nord Carolina, am Cashie River.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 264-265.
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