Herschel

[291] Herschel, 1) Friedrich Wilhelm, geb. den 15. Nov. 1738 in Hannover, Sohn eines Musikus; wurde im 14. Jahre Regimentshautboist, ging 1757 nach London, um sich dort in der Musik auszubilden, legte für den Grafen Darlington eine Capelle an, wurde Musiklehrer in Leeds, Organist in Halifax u. 1766 in Bath. Innere Neigung trieb ihn indessen zur Astronomie, u. da er sich nicht ein Teleskop kaufen konnte, baute er sich selbst eins, u. dies gelang so, daß er 1774 durch ein fünffüßiges Spiegelteleskop den Ring des Saturn u. die Trabanten des Jupiter beobachten konnte. Er baute nun mehrere Instrumente, machte mehrere Entdeckungen u. fand u.a. zuerst 1781 den Planeten Uranus (s.d.). Wegen dieser Entdeckung ernannte ihn Georg III. zum königlichen Astronom, u. er zog nach Slough bei Windsor aufs Land. Hier beobachtete er besonders die Nebelflecke u. Doppelsterne u. stellte richtige Grenzen derselben auf. 1785 baute er sein 40 füßiges Spiegelteleskop von 41/2 Fuß Durchmesser, dessen Spiegel allein 1034 Pfund, das Ganze viele tausend Pfund wog; mit Hülfe desselben entdeckte er auch 1787 zwei Uranusmonde, denen 1790 u. 1704 noch vier neue folgten; es wurde 1840 von seinen Kindern u. Enkeln außer Thätigkeit gesetzt. Auch zwei neue Saturnusmonde fand er auf. Eben so entdeckte er die Zeit der Rotation des Saturnusrings u. machte an den von Piazzi, Olbers u. Harding gefundenen vier neuen Planeten neue Beobachtungen. Als Physiker fand er, daß die vom Prisma gebrochenen Farbenstrahlen auch verschiedenen Wärmegrad haben, u. daß der rothe Strahl allein die Wärme von den übrigen zusammen enthält. H. st. 25. Aug. 1822 auf seinem Landsitze Slough bei Windsor. Seine Beobachtungen sind größtentheils in den Philosophical transactions niedergelegt; doch hat man folgende deutsche Übersetzungen: Drei Abhandlungen über den Bau des Himmels, Königsb. 1791, 2. Aufl. Dresd. 1826; Beschreibung des 40füßigen reflectirenden Teleskops, Lpz. 1799, von Geisler übersetzt; Untersuchungen über die Natur der Sonnenstrahlen, Halle 1801, von Harding. 2) Karoline, Schwester des Vorigen, geb. den 16. März 1750; unterstützte ihn in Beobachtungen (sie entdeckte 1791 selbst fünf Kometen) u. Niederschreiben derselben, lebte nach dem Tode ihres Bruders bei dem Prediger Luthner in Hannover, st. daselbst den 10. Januar 1848 u. schr.: Catalogue of stars, 1798. Auch sein Bruder, ein geschickter Mechaniker, war ihm besonders im Bau der Instrumente behülflich. 3) Sir John Frederik William, Baronet, gewöhnlich der jüngere H., Sohn von H. 1), geb. den 7. März 1792 zu Slough bei Windsor, studirte in Cambridge, wurde dort Lehrer der Mathematik; zuerst revidirte er Lacroix Abhandlung vom Calcul, widmete sich aber später mehr der Astronomie u. den Naturwissenschaften, beschäftigte sich seit 1816 besonders nebst South mit den Doppelsternen u. zeigte 1823 der königlichen Societät von London davon 380 neue an (Observations of the apparent distances and positions of three hundred and eighty double and triple stars, Lond. 1825.) 1827 folgte ein neuer Katalog von 295 u. 1828 von 384 solchen Sternen. Seit 1830 theilte er wichtige Messungen von 1236 u. später von noch mehr Gestirnen mit. Er machte auch mehrere neue Beobachtungen über Galvanismus, die Fortsetzung des Schalls u. über die Bewegungen der flüssigen Leiter; 1834 ging er nach dem Cap, um dort den südlichen Himmel zu studiren, u. blieb bis Mai 1838 daselbst. Die Königin Victoria ernannte ihn bei ihrer Krönungsfeier (Juni 1838) zum Baronet; 1850 wurde er Director des königlichen Münzwesens (Master of the Mint). Er schr.: On the theory of light, Lond. 1828 (deutsch von Schmidt, Stuttg. 1831); Treatise and Sound (in der Encycl. Metrop.), Lond. 1830; A preliminary discourse on the study of natural philosophy, Lond. 1831 (deutsch von Weinlig: Einleitung in das Studium der Naturwissenschaft, Lpz. 1836); A treatise on astronomy, ebd. 1833 (deutsch von Michaelis, Populäre Astronomie, Lpz. 1837); Memoir of Francy Baily, Lond. 1845; Results of astronomical observations made at the Cape of Good Hope, Lond. 1847. Outlines ofastronomy, Lond. 1849; Manual of scientific enquiry, ebd. 1849. Während seines Aufenthalts am Cap erschien zuerst in einem amerikanischen Journal eine satyrisch-witzige Abhandlung über das, was H. im Monde entdeckt hatte, wo von Menschen mit Fledermausflügeln, von amethystenen Felsen u. dgl. die Rede war. Diese Abhandlung, die geschrieben war, als ob das darin Erzählte wahr wäre, ging in englische, französische u. deutsche Blätter über u. fand viel Gläubige, so daß sie völlig von Astronomen widerlegt werden mußte, um das Publicum zu enttäuschen. Besonders gedruckt wurde diese Abhandlung als: Neueste Berichte vom Cap der guten Hoffnung über Sir I. H-s merkwürdige Entdeckungen, Hamb. 1836.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 291.
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