Burĭdan

[635] Burĭdan, Jean, franz. Philosoph, geb. um 1300 zu Béthune in Artois, gest. nach 1358, Schüler Occams in Paris und wie dieser Nominalist, ward um 1350 Lehrer der Philosophie und Theologie daselbst, soll später nach Wien geflohen sein und die Stiftung der dortigen Universität veranlaßt haben. Er schrieb Kommentare zu Aristoteles, ferner »Summa de dialectica« (Par. 1487) und »Compendium logicae« (Vened. 1489). Bekannter als durch seine Schriften ist er durch Buridans Esel. B. neigte nämlich dem Determinismus zu, und um die ursachlose Willensentscheidung als eine Täuschung darzutun, soll er das Beispiel vom Esel gebraucht haben, der zwischen zwei ganz gleiche Heubündel gestellt, von beiden gleich stark angezogen werden und so verhungern müßte. Von diesem Beispiel ist aber in seinen Schriften nichts zu finden. Auch die Eselsbrücke (pons asinorum) wird auf ihn zurückgeführt. Man versteht darunter eine Anweisung, auch für Stumpfsinnigere, zur Auffindung des Mittelbegriffs, um das syllogistische Verfahren zu erleichtern; dann allgemein Hilfsmittel, die dem Schüler das Nachdenken ersparen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 635.
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