Campan [3]

[723] Campan (spr. kangpāng), Jeanne Louise Henriette, geborne Genest, Dienerin der Königin Marie Antoinette, geb. 6. Okt. 1752 in Paris, gest. 16. Mai 1822 in Mantes, ward 1766 Vorleserin der Töchter Ludwigs XV. und seit 1770 Marie Antoinettes innige Vertraute. Sie heiratete den Sohn des Kabinettsekretärs der Königin und ward ihre erste Kammerfrau. Nach dem Untergang der königlichen Familie lebte sie zu Combertin in kümmerlichen Umständen. Nach dem Sturz Robespierres kehrte sie nach Paris zurück und gründete eine Pension für Mädchen in St.-Germain. Bonaparte beauftragte nach seiner Thronbesteigung Frau C. mit der Einrichtung der von ihm gegründeten Erziehungsanstalt für Töchter, Schwestern und Verwandte der Mitglieder der Ehrenlegion zu Ecouen, die nach der Restauration aufgehoben ward. Ihre »Mémoires sur la vie privée de la reine Marie-Antoinette« (Par. 1823, zuletzt hrsg. von Mad. Carette 1891; deutsch, Bresl. 1827) geben ein lebendiges, wenn auch parteiisches Gemälde des Hoflebens zur Zeit Marie Antoinettens. Sie schrieb auch: »De l'éducation«, ferner Briefe zweier jungen Freundinnen, ein »Journal anecdotique« (1824; deutsch, Stuttg. 1827) und »Correspondance inédite avec la reine Hortense« (1835, 2 Bde.). Ihre Schriften über Erziehung erschienen zu Paris 1823 in 2 Bänden. Vgl. Bonneville de Marsangy, Mad. C. à Écouen (Par. 1879); Flammermont, L es mémoires de Mad. C. (Poitiers 1886); Chabaud, Les précurseurs du féminisme (das. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 723.
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