Ehrenlegion

[413] Ehrenlegion, der einzige gegenwärtig in Frankreich bestehende Militär- und Zivilverdienstorden, ward durch Konsularorder vom 29. Floréal des Jahres X (19. Mai 1802) gestiftet. Die weitere Organisation[413] erhielt der Orden durch kaiserliches Dekret vom 22. Messidor XII (11. Juli 1804). Die Dekoration bestand aus einem fünfstrahligen, weiß emaillierten Stern, auf der einen Seite mit Napoleons Bild, von einem Eichen- und Lorbeerkranz umgeben, mit der Umschrift: »Napoléon, Empereur des Français«, auf der Kehrseite der französische Adler mit Blitzen in den Krallen und der Inschrift: »Honneur et Patrie« (»Ehre und Vaterland«); das Band war scharlachrot gewässert. Nach mehreren Wandlungen durch die Bourbonen, die Orléans und die zweite Republik stellte ein Dekret vom 31. Jan. 1852 die von Napoleon I. festgesetzte Form des Ordens wieder her, teilte ihn aber in Großkreuze, Großoffiziere, Kommandeure, Offiziere und Ritter. Der Stern der Ritter bestand aus Silber, der der höhern Grade aus Gold. Die Ritter und Offiziere trugen den Orden an einem roten Band, letztere mit einer Rosette, die Kommandeure am Hals, die Großoffiziere dazu noch einen fünfstrahligen silbernen Stern und das Offizierskreuz, die Großkreuze das Kommandeurkreuz an breitem Band über die Schulter und dazu den Stern. Der Kaiser war der Großmeister des Ordens; die Verwaltung versah ein Großkanzler, der das Ordenshaus (Hôtel de la Légion d'honneur) in der Rue de Lille in Paris bewohnte. Nach dem Sturz Napoleons III. und der Errichtung der Republik erhielt der Orden, der infolge des Krieges von 1870 sehr reichlich ausgeteilt wurde, eine neue Organisation. Die Dekoration trägt das Bild der Republik mit der Umschrift: »République Française« und der Jahreszahl 1870, auf der Rückseite zwei Fahnen mit der Umschrift: »Honneur et Patrie« und wird von einem Kranz, halb Eichenlaub, halb Lorbeer, gehalten. Seit 1897 gibt es fünf Klassen des Ordens der E. mit streng normierter Anzahl von Diplomen und zwar von der fünften Klasse (Ritter) 12,000, vierten Klasse (Offiziere) 2000, dritten Klasse (Kommandeure) 250, zweiten Klasse (Großoffiziere) 50 und ersten Klasse (Großkreuze) 20. Militärs, die die fünfte Klasse haben, erhalten 250, Offiziere 500, Kommandeure 1000, Großoffiziere 2000, Großkreuze 3000 Frank jährliche Pension. Ausländer können den Orden auch erhalten, zählen aber nicht mit. Die Wachen schultern das Gewehr vor den Rittern; vor allen übrigen Graden wird präsentiert. Auch werden den verstorbenen Rittern der E. militärische Ehren bei dem Leichenbegängnis erwiesen. Zu der E. gehört die Maison nationale de St.-Denis, eine Erziehungsanstalt für die Töchter, Schwestern und Nichten der Ordensmitglieder, womit zwei Sukkursalen verbunden sind, die eine in der Rue Babette zu Paris, die andre, la Maison des Loges, im Wald von St.-Germain, die zusammen 400 Freischülerinnen fassen. Sie stehen unter dem Großkanzler. Die Kosten der E. betragen jährlich 7 Mill. Fr. S. Tafel »Orden II«, Fig. 3. Vgl. d'A made, Légion d'honneur (Nizza 1873); Lamathière, Panthéon de la Légion d'honneur (Par. 1878–84, 6 Bde.); Jerrold, Story of the Legion of honour (Lond. 1877); Bonneville de Marsangy, La Légion d'honneur 1802–1900 (Par. 1900); Brasier, Histoire des maisons d'éducation de la Légion d'honneur (das. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 413-414.
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