Cannizzāro

[740] Cannizzāro, 1) Stanislao, Chemiker, geb. 16. Juli 1820 in Palermo, studierte daselbst Medizin und Naturwissenschaft, dann in Pisa Chemie, wurde 1848 in das sizilische Parlament gewählt, 1852 Professor in Alessandria, 1857 in Genua, 1860 in Palermo, 1870 in Rom und 1871 Senator. C. lieferte scharfe Definitionen von Atom- und Molekulargewicht und benutzte zuerst die Dampfdichten chemischer Verbindungen zur Bestimmung der Molekulargewichte sowie die Ableitung der Atomgewichte aus der spezifischen Wärme. Er entdeckte den Benzylalkohol, benutzte das Cyanamid zur Synthese und arbeitete über das Santonin. Er schrieb: »L'emancipazione della ragione ed il nesso fra tutti i rami dello scibile quali effetti del metodo delle scienze fisiche« (Mail. 1865); »Sunto di un corso di filosofia chimica, e nota sulle condensazioni di vapore« (Rom 1880); »Relazione sulle analisi di alcune acque potabili« (das. 1882); »Sulla vita e sulle opere di Raffaele Piria« (Turin 1883). Sein »Abriß eines Lehrganges der theoretischen Chemie« (1858, deutsch von Miolati, hrsg. von L. Meyer) erschien in Ostwalds »Klassikern der exakten Wissenschaften« (Nr. 30, Leipz. 1891).

2) Tommaso, ital. Dichter, Vetter des vorigen, geb. 17. Aug. 1838 in Messina, studierte 1854–58 Literatur und Philosophie, widmete sich darauf ausschließlich der Dichtkunst, reiste viel und lebt jetzt in seiner Vaterstadt. Seine Gedichte »In solitudine« (1877–80, 2 Bde.), »Tramonti« (1892), »Cinis« (1894), »Vox rerum« (1900) zeigen überschäumende Phantasie, aber oft zu freie Metrik und Form. C. dichtete mehrfach auch französisch (»La voir!«, 1862; »Epines et roses«, 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 740.
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