Cenci

[835] Cenci (spr. tschénntschi), Beatrice, geb. 12. Febr. 1577 als Tochter eines römischen Edelmannes, Francesco C., wuchs inmitten greulicher Sittenverderbnis auf. Ihr Vater war ein leidenschaftlicher, roher Geselle, der seine zügellosen Kinder und namentlich Beatrice, angeblich wegen eines Liebeshandels, hart behandelte; später ward behauptet, daß er sie auch zur Blutschande habe verleiten wollen, was zwar nicht bewiesen, aber auch nicht widerlegt worden ist. Beatrice dang im Bunde mit ihrer Stiefmutter Lucrezia und ihrem ältesten Bruder, Giacomo, einen Banditen, der den Vater auf Schloß Petrella in Neapel im Schlaf erdolchte (1598). Beatrice wurde gefoltert und 11. Sept. 1599 nebst Lucrezia enthauptet, Giacomo mit einer Keule erschlagen; nur der jüngste Bruder, Bernardo, blieb am Leben. Die Güter der Familie zog Papst Clemens VIII., der das Urteil hatte vollstrecken lassen, ein. Der Stoff ward von Shelley in einem Drama (deutsch von Strodtmann, Hildburgh. 1866), von Guerrazzi in einem Roman (deutsch, Hamb. 1858, 2 Bde.) behandelt. Vgl. Scolari, Beatrice C., causa criminale del secolo XVI (Mail. 1855); Dalbono, Storia di Beatrice C. e de' suoi tempi (Neapel 1864); Torrigiani, Clemente VIII. e il processo criminale della Beatrice C. (Flor. 1872); Bertolotti, Francesco C. e la sua famiglia (2. Aufl., das. 1879); gegen dessen Auffassung Labruzzi in der »Nuova Antologia«, 1879, Bd. 14; endlich einen [835] Aufsatz Bertolottis in der »Rivista Europea«, Bd. 15, S. 234ff. Das angebliche Bild der Beatrice im Palast Barberini zu Rom ist eine weibliche Modellstudie von Guido Reni oder Guercino.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 835-836.
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