Guercino

[495] Guercino (spr. gwertschīno), eigentlich Giovanni Francesco Barbieri, ital. Maler, geb. 8. Febr. 1591 in Cento (daher G. da Cento, »der Schielende von Cento«, genannt), war daselbst Schüler von Benedetto Gennari und G. B. Cremonini, bildete sich dann weiter unter Paolo Zagnoni in Bologna und unter dem Einfluß von L. Carracci. Bis 1642 war er in Cento ansässig, von da ab in Bologna, wo er 22. Dez. 1666 starb. 1619 und 1620 arbeitete er in Ferrara und Venedig, von 1621–23 war er in Rom, 1626 in Piacenza und 1632 in Modena tätig. Seine ersten Gemälde zeigen in den scharfen Gegensätzen von Licht und Schatten und der derben Charakteristik eine Verwandtschaft mit Caravaggio. Später ward sein Kolorit unter dem Einfluß der Venezianer harmonischer und wärmer. Seit 1642, wo sich in Bologna eine große Schule um ihn sammelte, schloß er sich dem weichlichen Stil Guido Renis an. Die Zahl seiner Fresken und Staffeleibilder ist außerordentlich groß. Seine Hauptwerke sind: die Gefangennahme des heil. Rochus (1618, San Rocco, Bologna, in Fresko), Einkleidung des heil. Wilhelm (1620, Pinakothek in Bologna), Ekstase des heil. Franziskus (Paris, Louvre), Aurora, Deckenbild in der Villa Ludovisi (Rom), Martyrium der heil. Petronella (Rom, kapitolin. Galerie), Fresken in der Kuppel des Doms zu Piacenza (Propheten und Sibyllen), Himmelfahrt der Jungfrau (1624, Petersburg, Eremitage), Tod der Dido (1631, Palazzo Spada, Rom), Kephalos und Prokris (1643, Dresdener Galerie), Verstoßung der Hagar (1657, Mailand, Brera). Er hat auch zahlreiche Landschaften gezeichnet, die von Bartolozzi, G. Penna, A. Bartsch u. a. gestochen worden sind.[495]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 495-496.
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