Cenci

[394] Cenci (Beatrice), die schöne Vatermörderin genannt, Tochter eines vornehmen und reichen Römers, der zum zweiten Male verheirathet, sich auf die unnatürlichste Weise gegen seine Kinder erster Ehe betrug, zwei seiner Söhne von Banditen umbringen ließ und seiner ausgezeichnet schönen Tochter Beatrice die empörendsten Zumuthungen machte. Vergebens soll dieselbe bei Verwandten, ja selbst bei dem Papste Clemens VIII. um Schutz gegen ihren lasterhaften Vater angesucht und endlich in der Verzweiflung mit ihrem Bruder Giacomo Banditen erkauft haben, welche jenen im Schlafe umbrachten. Nach andern Erzählungen wäre ihr Antheil am Vatermorde jedoch keineswegs erwiesen, sondern ihr nur durch die erkaufte Aussage einiger Banditen aufgebürdet worden, welche gegen sie auftraten, als sie mit ihren Brüdern und ihrer Stiefmutter in Untersuchung gezogen wurde. Ungeachtet sie aber auch unter der Folter ihre Unschuld betheuerte, wurde sie doch im Sept. 1599 mit ihrer Stiefmutter und ihrem Bruder Giacomo hingerichtet und die dringendsten Vorstellungen ihrer Vertheidiger vermochten über Papst Paul V., aus dem Hause Borghese, nur, daß im Augenblick der Vollziehung des Todesurtheils einige Kanonenschüsse ihn davon benachrichtigten, um abwesend über die Sterbende den Segen zu sprechen. Nur ein sehr junger Bruder Beatri ce's wurde begnadigt, die reichen Besitzthümer ihres Hauses aber zog der Papst ein und schenkte sie seiner Familie, welche dadurch auch die durch ihre Kunstschätze später berühmt gewordene Villa Borghese erwarb. Im Palast Colonna zu Rom wird ein schönes Mädchenbild als das Portrait der unglücklichen Beatrice aufbewahrt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 394.
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