Chambre ardente

[870] Chambre ardente (franz., spr. schāngbr ardāngt', »glühende Kammer«), in Frankreich zu verschiedenen Zeiten ein außerordentlicher Gerichtshof, so genannt wahrscheinlich wegen der harten Strafe (gewöhnlich Feuertod), die von ihm verhängt wurde. Insbesondere hießen so die außerordentlichen Inquisitionstribunale, die von Franz I. (1535) zur Verfolgung der Protestanten niedergesetzt wurden und als zweite Instanz der Inquisitionstribunale galten. Die vom Papst ernannten Mitglieder hießen Spürhunde des Herrn (domini canes), suchten Ketzereien und Ketzer auf und instruierten die Prozesse, während die C. den letzten Urteilsspruch und die Vollziehung der Strafe übernahm. Auch unter Heinrich II. war die C. sehr tätig in der Verfolgung der Ketzerei. Unter Ludwig XIV. wurde abermals eine C. errichtet, um in betreff der Gerüchte von Vergiftungsfällen, die nach dem Tode der Marquise de Brinvilliers in Umlauf kamen, strenge Untersuchung anzustellen. Diese Cour des poisons bestand jedoch nur 3 Jahre (1677–80), brachte viele Personen aus den obersten Klassen der Gesellschaft, z. B. den Marschall von Luxembourg, vor ihre Schranken und endigte mit der Hinrichtung der vermeintlichen Zauberin Voisin. Vgl. Weiß, La Chambre ardente (Par. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 870.
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