Chares

[884] Chares, 1) athen. Feldherr, stand mit einem Söldnerheer im Chersones, um Philipp von Makedonien zu beobachten, als ihn 357 die Athener zum Bundesgenossenkrieg zurückriefen. Seinen Mitfeldherrn Chabrias verlor er vor Chios durch den Tod, die an dessen Stelle nachgeschickten Iphikrates und Timotheos beseitigte er durch eine verleumderische Anklage. So im alleinigen Besitz des Oberbefehls, lieh er seine Streitkräfte, um sich für sie Sold zu verschaffen, dem vom Perserkönig abgefallenen Satrapen Artabazos, wurde aber auf die Drohungen des Königs hin nach Athen zurückgerufen. Zur Rettung des von Philipp von Makedonien bedrängten Olynth kam er zu spät (348), befehligte 338 bei Chäroneia das athenische Heer, stellte sich 332 in den Dienst der Perser und starb um 324, in Athen wegen seiner Tapferkeit beliebt, aber unzuverlässig und bei den'Bundesgenossen wegen seiner Erpressungen verhaßt.

2) Griech. Bildhauer, von Lindos auf Rhodos gebürtig, Schüler des Lysippos, lebte um 324 v. Chr. und verfertigte den 70 Ellen (105 Fuß) hohen Koloß des Sonnengottes auf Rhodos, eines der sieben Wunderwerke der alten Welt. Die Statue bestand wahrscheinlich aus mehreren Gußstücken, und ihren Kern bildeten gemauerte große Werkstücke. Wie der Koloß aussah, wissen wir nicht; die bekannte Figur mit den gespreizten Beinen, durch die Schiffe fahren, ist reine Phantasie, die zuerst in den Niederlanden (Martin Heemskerk) im 16. Jahrh. aufgetaucht zu sein scheint. Der Koloß wurde schon 56 Jahre nach seiner Ausstellung durch ein Erdbeben oberhalb der Kniee abgebrochen. Plinius nennt die Trümmer gähnende Schlünde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 884.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika