Chesterfield [2]

[11] Chesterfield (spr. tschéßterfĭld), 1) Philip Dormer Stanhope, Graf von, engl. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 22. Sept. 1694 in London, gest. 24. März 1773, studierte in Cambridge, ging 1714 auf das Festland und lebte längere Zeit in Paris. Nach Georgs I. Thronbesteigung wurde er Kammerherr bei dem Prinzen von Wales und Parlamentsmitglied, nach seines Vaters Tode 1726 Mitglied des Oberhauses und zeichnete sich stets durch liberale Ansichten aus; 1728 ging er als außerordentlicher Gesandter nach Holland und wandte hier den drohenden Krieg von dem Kurfürstentum Hannover ab. Er ward Oberhofmeister Georgs II., dann Vizekönig von Irland und 1747 Staatssekretär, zog sich aber bald von den Geschäften zurück und widmete sich seinen Studien und seinen Freunden. Großes Aufsehen machten seine [11] »Letters to his son« (Lond. 1774, 2 Bde.; 1810–1812, 3 Bde.; hrsg. von Lord Mahon in 5 Bänden, das. 1845–53 u. New York 1892; zuletzt von I. Bradshaw, mit Chesterfields Briefen, Lond. 1892, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1774–77, 6 Bde., und im Auszug von Munding, 4. Aufl., Stuttg. 1892). Sie sind in seiner, eleganter Sprache geschrieben, voll witziger und geistreicher Gedanken, enthalten eine genaue Kenntnis des wirklichen Lebens und der Menschen, zumal zu jener Zeit; aber die Lehren, die der Vater dem Sohn gibt, konzentrieren sich in einer moralisch laxen Nützlichkeitslehre und einem durch seine Form und einschmeichelndes Betragen sich empfehlenden Egoismus. Von Chesterfields übrigen Schriften sind zu erwähnen: »Miscellaneous works« (Lond. 1777, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1778–80, 3 Bde.) und »Posthumous pieces« (Lond. 1778). Vgl. Browning, The wit and wisdom of Lord C. (Lond. 1874).

2) Grafen von, s. Stanhope.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 11-12.
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