Chiabrēra

[15] Chiabrēra (spr. kja-), Gabriello, berühmter ital. Dichter, geb. 8. Juni 1552 in Savona, gest. daselbst 14. Okt. 1638, erhielt, schon bei der Geburt vaterlos, durch die Fürsorge eines Oheims in Rom eine ausgezeichnete wissenschaftliche Bildung. Nach dessen Tode trat er in die Dienste des Kardinals Cornaro, mußte jedoch 1576 infolge eines Racheaktes an einem römischen Edelmann nach seiner Vaterstadt fliehen. Hier bekam er neue Händel, die ihm eine halbjährige Hast zuzogen. Er widmete sich seit dem in seiner Vaterstadt den Wissenschaften und der schönen Literatur und erwarb sich sehr bald als Dichter einen so berühmten Namen, daß verschiedene italienische Fürsten, insbes. die Großherzöge Ferdinand I. und Cosmo II. von Toskana, Karl Emanuel von Savoyen sowie Papst Urban VIII., ihn mit Gunstbezeigungen überhäuften. Allen Versuchen aber, ihn an irgend einen Hof zu fesseln, wich er aus und bewahrte seine Unabhängigkeit bis zu seinem Tode. C. war ein sehr fruchtbarer Dichter, der sich in fast allen Gattungen der Poesie versuchte, aber nur in der Lyrik Ruhm erworben hat. Seine epischen Gedichte und seine Dramen sind jetzt vergessen. Durch seine lyrischen Gedichte in pindarischer und anakreontischer Form hat er jedoch die Belebung und Umbildung der italienischen Versmaße eingeleitet, die in der klassischen Lyrik des 18. Jahrh. zur Vollendung kam. Seine Neuerungen erfreuten sich allgemeinsten Beifalls, und die Italiener nennen ihn ihren Pindar und Anakreon. Chiabreras oft gedruckte lyrische Gedichte sind am vollständigsten gesammelt u. d. T.: »Rime« (Rom 1718, 3 Bde. u. ö.). Gute Auswahl von Polidori (Flor. 1865). Vgl. Varaldo, Bibliografia delle opere a stampa di Gabriello C. (Genua 1886); Ferrari, Gabriello C. e le raccolte delle sue rime (Faenza 1888); Neri, Studi bibliografici e letterari (Genua 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 15.
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