Dame

[436] Dame (franz.; ital. Dama, Donna, v. lat. domina, »Herrin«), Ehrentitel, der ursprünglich nur den adligen Franen zustand und als Notre Dame sogar der Mutter Gottes gegeben wurde. Später setzte man meist das zueignende Fürwort ma (Madame) davor. Die Königin von Frankreich wurde Madame angeredet (hier also gleichbedeutend mit Majestät), und die königlichen Prinzessinnen Frankreichs hießen Dames oder Mesdames de France (vgl. Madame). D. d'honneur ist Bezeichnung einer Hofdame, der diese Würde aus Rücksicht auf ihren Stand oder den ihres Mannes verliehen ist (s. Ehrendame), während D. de la cour jede D. genannt wird, die Zutritt bei Hofe hat. Unter Dames du palais (Palastdamen) verstand man am französischen Hofe früher alle Damen, die zum Hofstaate der Prinzessinnen gehörten und ihnen je nach der Art ihres Dienstes und gemäß ihrer Rangordnung aufwarten mußten. Den ersten Platz unter ihnen nahm die Oberhofmeisterin (D. d'honneur) ein; diejenige, die speziell mit der Toilette beauftragt war, hieß D. d'atours. Ironisch, aber allgemein nennt man schon seit langer Zeit die Fisch- und Hökerweiber der großen Pariser Markthalle, überhaupt sämtliche Marktweiber Damen (les dames de la halle), weil sie dem König bei gewissen Gelegenheiten gratulieren und einen Blumenstrauß überreichen durften. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. kam der Titel D. auch nach Deutschland, wurde anfangs nur in anrüchiger Bedeutung gebraucht und gelangte erst allmählich zu Ehren. Jetzt gebraucht man das Wort D., besonders in Frankreich, für Frauen der bessern Stände (vgl. Dietrich, Frau und D., Marb. 1864). – In den französischen Spielkarten heißt D. die im Rang zwischen dem König und dem Buben stehende Figur, im Schachspiel die Königin; vgl. Damespiel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 436.
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