Daničić

[490] Daničić, Gjuro (spr. djuro dánitschitch), hervorragender serb. Philolog, geb. 6. April 1825 in Neusatz, gest. 17. Nov. 1882 in Agram, studierte seit 1846 in Wien Sprachwissenschaft als Schüler Miklosichs, ward 1856 Bibliothekar der Nationalbibliothek in Belgrad und 1859 Professor der Literaturgeschichte am dortigen Lyzeum (der spätern Hochschule). Da er 1865 als Freidenker von letzterm Lehrstuhl entfernt werden sollte, wurde er nach Agram berufen, wo er von der südslawischen Akademie zum Mitglied und Sekretär ernannt wurde. 1873–77 war er Professor der slawischen Philologie an der Belgrader Hochschule, und lebte seitdem wieder in Agram. Seine erste Arbeit war: »Rat za srpski jezik i pravopis« (»Kampf um die serbische Sprache und Rechtschreibung«, Ofen 1847), worin er sich auf die Seite Karadžićs (s.d.) stellte. Von seinen sonstigen ausgezeichneten sprachhistorischen Schriften sind zu nennen: »Mala srpska gramatika« (»Kleine serbische Grammatik«, Wien 1850), später gänzlich umgearbeitet u. d. T.: »Oblici srpskoga jezika« (»Formenlehre der serbischen Sprache«, Belgrad 1863; 8. Aufl., Agram 1892), »Srpska sintaksa« (»Serbische Syntax«, Bd. 1, Belgrad 1858), »Rječnik iz književnih starina srpskih« (»Altserbisches Wörterbuch«, das. 1863–64, 3 Bde.), »Istorija ohlika srpskoga i hrvatskoga jezika do svršetka XVII. vijeka« (»Geschichte der serbischen und kroatischen Sprachformen bis Ende des 17. Jahrhunderts«, das. 1874), »Osnove srpskoga ili hrvatskoga jezika« (»Stammbildung der serbischen und kroatischen Sprache«, das. 1876), »Korijeni u srpskom ili hrvatskom jeziku« (»Die Wurzeln in der serbischen oder kroatischen Sprache«, das. 1877) u. a. Außerdem gab D. mehrere altserbische Texte heraus, lieferte eine vortreffliche Übersetzung des Alten Testaments und half Vuk bei Herausgabe seines Wörterbuchs und seiner Nationallieder.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 490.
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