Miklosich

[783] Miklosich (spr. mikloschitch), Franz von, berühmter Slawist, geb. 20. Nov. 1813 bei Luttenberg in Steiermark, gest. 7. März 1891 in Wien, studierte in Graz Rechtswissenschaft, ging sodann, um als Advokat zu praktizieren, nach Wien, wurde aber von Kopitar zu linguistischen Studien angeregt und machte sich durch eine Kritik der »Vergleichenden Grammatik« von Bopp (in den »Wiener Jahrbüchern«, 1844) in gelehrten Kreisen bekannt. Nachdem er seit 1844 einen Posten an der Hofbibliothek bekleidet hatte, ward er 1849 an der Wiener Hochschule zum außerordentlichen Professor der slawischen Sprachkunde ernannt, erhielt 1850 die ordentliche Professur dieses Faches, wurde 1851 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1861 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses und 1869 zum Ritter und Mitglied des Unterrichtsrats ernannt. Seit 1885 war er als Professor pensioniert. Als Früchte seiner linguistischen Studien erschienen: »Radices linguae palaeoslovenicae« (Leipz. 1845); »Lexicon linguae slovenicae veteris dialecti« (Wien 1850; in neuer, ganz umgearbeiteter Ausgabe u. d. T.: »Lexicon linguae palaeoslovenico-graeco-latinum«, das. 1862–65); »Vergleichende Grammatik der slawischen Sprachen« (das. 1852–74, 4 Bde.), durch die er das wissenschaftliche Studium der slawischen Sprachen begründete (2. Aufl. von Bd. 1, 3,4, das. 1879, 1876, 1883); »Formenlehre der altslowenischen Sprache« (das. 1850, 2. Aufl. 1854); »Lautlehre der altslowenischen Sprache« (das. 1850); »Chrestomathia palaeoslovenica« (das. 1854, 2. Aufl. 1861); »Die Sprache der Bulgaren in Siebenbürgen« (das. 1856); »Die Bildung der slawischen Personennamen« (das. 1860); »Die slawischen Elemente im Rumunischen« (das. 1861); »Die Rusalien« (das. 1864); »Die Bildung der Ortsnamen aus Personennamen im Slawischen« (das. 1864); »Das slawische Element im Neugriechischen« (das. 1870); »Die Legende des heil. Cyrillus« (mit E. Dümmler, das. 1870); »Die Volksepik der Kroaten« (das. 1870); »Die slawischen Elemente im Magyarischen« (das. 1871; 2. Aufl. von Wagner, 1884); »Albanische Forschungen« (das. 1871, 3 Tle.); »Über die Mundarten und Wanderungen der Zigeuner Europas« (das. 1872–80,12 Hefte); »Beiträge zur Kenntnis der Zigeunermundarten« (das. 1874–78,4 Hefte); »Altslowenische Formenlehre in Paradigmen« (das. 1874); »Über die langen Vokale in den slawischen Sprachen« (das. 1879); »Über die Wanderungen der Rumunen« (das. 1879); »Rumunische Untersuchungen« (das. 1881 u. 1882, 2 Tle.); »Beiträge zur Lautlehre der rumunischen Dialekte« (das. 1881–83, 5 Tle.); »Die türkischen Elemente in den südost- und osteuropäischen Sprachen« (das. 1884, 2 Tle.); »Dictionnaire abrégé de six langues slaves« (das. 1885); »Etymologisches Wörterbuch der slawischen Sprachen« (das. 1886); »Die Blutrache bei den Slawen« (das. 1887) u. a. Außerdem edierte er verschiedene slawische Texte (z. B. »Monumenta linguae palaeoslovenicae e codice Suprasliensi«, Wien 1851; »Apostolus e codice monasterii Šišatovac«, das. 1853; »Lex Stephani Dušani«, das. 1856; »Monumenta serbica«, das. 1858; die »Chronik des Nestor«, das. 1860, Bd. 1; »Trojanska priča«, Agram 1871, u. a.) und gab mit Jos. Müller die »Acta et diplomata graeca medii aevi« (Wien 1860–87, 5 Bde.) heraus. In bezug auf die Heimat des Kirchenslawischen (s. d.) huldigte M. der zuerst von Kopitar aufgestellten Ansicht, daß dasselbe die Sprache der alten Slowenen gewesen sei, und zwar speziell der im 9. Jahrh. in Pannonien seßhaften.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 783.
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