Kópitar

[468] Kópitar, Bartholomäus, ausgezeichneter Slawist, geb. 23. Aug. 1780 zu Repnje in Krain, gest[468] 11. Aug. 1844 in Wien, besuchte die Schule in Laibach, wurde 1799 Hauslehrer, dann Sekretär des Barons Zois, studierte seit 1807 in Wien die Rechte, widmete sich jedoch mit Vorliebe der slawischen Sprachforschung und wurde 1809 zum Zensor und Hofbibliothekar ernannt. 1814 wurde er Mitglied der Kommission, welche die 1809 von den Franzosen entführten Handschriften aus Paris zurückholte; später unternahm er wissenschaftliche Reisen nach Deutschland, England und Italien. Seit 1843 war er Hofrat und erster Kustos an der kaiserlichen Hofbibliothek. Nachdem K. mit der »Grammatik der slawischen Sprache in Krain, Kärnten und Steiermark« (Laibach 1808) seinen Ruf als Philolog begründet, schrieb er zahlreiche Abhandlungen über slawische Dialekte und veröffentlichte 1834 die in St. Florian entdeckte Handschrift, das älteste Denkmal der polnischen Literatur, das damals bekannt war, mit einer gelehrten Einleitung. Sein »Glagolita Clozianus« (Wien 1836), die Ausgabe einer glagolitisch-kirchenslawischen Handschrift mit Einleitung, wurde auf dem Gebiete slawischer Philologie als epochemachend begrüßt. Wertvolle Beiträge dieser Art lieferte er ferner in »Hesychii Glossographi discipulus russus«, einem griechisch-russischen Glossar aus dem 12. Jahrh. (Wien 1839), sowie in den »Prolegomena historica« zu dem in Reims befindlichen »Texte du sacre« (Par. 1843). Der Einfluß Kopitars auf die literarische Entwickelung der slawischen Stämme, insbes. der südlichen, war von entscheidender Bedeutung. Eine Sammlung von Kopitars kleinern Schriften wurde von Miklosich begonnen (Wien 1857, Bd. 1, mit Selbstbiographie von K. bis 1839). Sein Briefwechsel mit Dobrovský wurde von Jagić (Berl. 1885; dazu »Neue Briefe von Dobrovský, K. und andern Süd- und Westslawen«, das. 1898) herausgegeben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 468-469.
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