Pannōnien

[363] Pannōnien, röm. Donauprovinz (s. Karte »Germanien«), wurde im W. durch den Mons Cetius (Wienerwald) von Noricum, durch die Julischen Alpen von Oberitalien, im O. durch den Danubius (Donau) von Dacien und Sarmatien und im N. durch denselben Fluß von Germanien geschieden und umfaßt somit den östlichen Teil von Österreich und Steiermark, einen Teil von Krain, Ungarn zwischen der Donau und Save, Slawonien und den Nordrand von Bosnien. Nach der Unterwerfung durch die Römer (9 n. Chr.) wurde es unter Trajan in Oberpannonien (Pannonia superior) im W. und Unterpannonien (P. inferior) im O. geteilt. Seiner physischen Beschaffenheit nach bildet P. eine große, nur im NW. und S. von Gebirgen umschlossene Ebene, die von niedrigen Hügelreihen durchzogen wird. Als Hauptflüsse sind außer dem Grenzstrom Danubius dessen Nebenflüsse: Arrabo (Raab), Dravus (Drau) mit Noarus (Mur) und Savus (Save) mit Colapis (Kulpa) zu nennen. Der bedeutendste See war der Pelso (Plattensee). P. galt im Gegensatz zur Jetztzeit für rauh, steinig und wenig ergiebig. Holz war das wichtigste Produkt; den Metall reichtum des Landes scheinen die Al ien noch nicht gekannt zu haben. Die Einwohner (Pannonier) waren illyrischer Abkunft, ein tapferes, kriegerisches, aber auf sehr niedriger Stufe der Kultur stehendes Volk. Seit dem 4. Jahrh. wanderten keltische Völker ein: Taurisker, Karner, Latobiker im W., Skordisker im S., die bis auf letztere im 1. vorchristlichen Jahrhundert von den gleichfalls keltischen Bojern unterworfen wurden. Den ersten Angriff auf P. machte Octavian (35 v. Chr.), der den Süden bis zur Drau eroberte. Als jedoch bald darauf der Kampf Marbods gegen Rom begann, erhoben sich auch die Pannonier wieder und konnten erst nach blutigen Kämpfen durch Tiberius (9 v. Chr.) und nochmals 9 n. Chr. von neuem unterworfen werden. Mitte des 5. Jahrh. wurde P. von Kaiser Theodosius II. an die Hunnen förmlich abgetreten; 453 kam es in den Besitz der Ostgoten, 527 in den der Langobarden, die es um 568 den Avaren überlassen mußten. Die wichtigsten Städte waren in Oberpannonien: Vindobona (Wien), Carnuntum (Ruinen bei Deutsch-Altenburg), Savaria (Steinamanger), Arrabona (Raab), Siscia oder Segestica (Sissek), Pötovio (Pettau); in Unterpannonien: Aquincum (All-Ofen), Taurunum (Semlin), Mursa (Essek), Sirmium (Mitrowitza) etc. Vgl. Pichler, Austria romana (Leipz. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 363.
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