[644] Denudation (lat., Entblößung), die Freilegung ehemals überdeckter Gesteinsmassen, oder allgemein die auf ausgedehnten Flächen erfolgte Abtragung von Gesteinsmaterial. An der D. beteiligen sich die verschiedenartigsten gesteinzerstörenden und -wegführenden Kräfte; ihr verdanken die Gebirge ihre jetzige Oberflächengestaltung. Je nachdem außer der Schwerkraft vorwiegend das Wasser, das Eis oder der Wind die D. in gewissen Landstrichen herbeiführte, unterscheidet man Regionen der fluviatilen, glazialen und äolischen D. Die fluviatile und glaziale D. äußert sich besonders in den gebirgigen, die äolische D. (Deflation) in den ebenen Landstrichen (vgl. Erosion, Abrasion, Wüste, Flugsand). Die Entblößung der Erdoberfläche durch Fortschaffung (Ablation) der von den Atmosphärilien gelieferten Verwitterungsprodukte geht nicht überall in gleichem Maße vor sich, da es, wenn die Gesteinslockerung, die Verwitterung, rasch vorschreitet, doch zuweilen an den Kräften fehlt, die das gelockerte Material beseitigen, und umgekehrt. Nach der Intensität der D. nehmen die Hochgebirge, soweit sie über die Grenze des Baumwuchses emporragen, den ersten Platz ein. In den Mittelgebirgen ist der Betrag schon geringer und am geringsten in den Ebenen. Allenthalben aber strebt die D. unablässig dem Endziel zu, alles Land so weit zu erniedrigen und einzuebnen, bis es nur noch wenig über das Meer oder den Spiegel der Ströme emporragt und die Transportkräfte auf ihr geringstes Maß reduziert sind. Dies ist erreicht, sobald die Gebirge in Flachländer verwandelt sind. Die so entstandene Oberfläche, das untere Denudationsniveau, wird somit durch die tiefsten Punkte, die das fließende Wasser einnimmt, bezeichnet, dagegen das obere Denudationsniveau durch die höchsten Erhebungen. Vgl. A. Penck, Über D. der Erdoberfläche (in den »Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse«, Wien 1887).