Dessalines

[674] Dessalines (spr. -līn'), Johann Jakob, unter dem Namen Jakob I. Kaiser von Haïti, geb. 1758 in Les Cormiers auf Haïti als Negersklave, ermordet 17. Ott. 1806, machte sich bei der Erhebung der Insel als Adjutant Toussaint L'Ouvertures durch Tapferkeit und Grausamkeit einen Namen. Als nach dem Frieden von Amiens der Erste Konsul den General Leclerc zur Wiedereroberung der Insel sandte, übernahm D. den Oberbefehl im Westen, mußte aber 1. Mai 1802 sich zum Frieden bequemen. Als General Rochambeau, der Nachfolger Leclercs, gegen die Neger mit Strenge auftrat, vereinigte sich D. mit Christophe, belagerte die Stadt Cap Hauien und brachte es im Verein mit einer englischen Flottille dahin, daß Rochambeau 19. Nov. 1803 die Stadt übergeben und die Insel verlassen mußte. D. proklamierte nun die Unabhängigkeit der Insel, die ihren alten Namen Haïti wiedererhielt. Im Januar 1804 ernannte ihn eine von allen Offizieren unterschriebene Erklärung auf Lebenszeit zum Generalgouverneur der Republik mit dem Rechte, seinen Nachfolger zu bestimmen. D. forderte nun durch einen wütenden Ausruf Volk und Heer zur Vertilgung aller noch auf der Insel lebenden Franzosen auf und brach im April 1804 nach dem spanischen Teil der Insel auf, um auch diesen zu unterwerfen. Aber der von ihm gehoffte Sklavenaufstand erfolgte nicht, und als französische Schiffe sich näherten, sah er sich genötigt, die Belagerung aufzuheben. Dagegen beseitigte er in Haïti die Republik und ließ sich 8. Dez. 1804 unter dem Namen Jakob I. feierlich zum Kaiser des haïtischen Reiches krönen. Indessen übte er gegen alle Einwohner einen so zügellosen Despotisums, daß Christophe und Pétion 1805 einen Aufstand gegen ihn anstifteten, dem er unterlag.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 674.
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