Ducrot

[249] Ducrot (spr. dü-kro), Auguste Alexandre, franz. General, geb. 24. Febr. 1817 in Nevers, gest. 16. Aug. 1882 in Versailles, diente zuerst in Afrika, war im italienischen Kriege 1859 Kommandeur einer Brigade und erhielt 1869 das Kommando der Militärdivision Straßburg, von wo er den Kaiser auf die militärische Überlegenheit Preußens brieflich aufmerksam machte. 1870 nahm er teil an der Schlacht bei Wörth und an dem Rückzug nach Châlons, erhielt dort das Kommando des 1. Korps, machte den Zug nach Sedan mit, übernahm 1. Sept. nach Mac Mahons Verwundung den Oberbefehl, den er aber gleich darauf an Wimpffen abtreten mußte, der seine Anordnungen für einen Rückzug nach Mézières oder Übertritt nach Belgien aufhob. Nach der Kapitulation von Sedan entging D. durch willkürliche Auslegung seiner ehrenwortlichen Verpflichtung der Gefangenschaft und erhielt in Paris das Oberkommando der aus regulären Truppen und Mobilgarden gebildeten zweiten Armee. Mit dieser bereitete er einen großen Ausfall vor, der endlich Ende November ins Werk gesetzt wurde. Er griff 30. Nov. die Zernierungsarmee im Osten bei Villiers an, errang auch in den ersten Tagen einige Erfolge, konnte aber nicht die Durchbrechung der feindlichen Linien erzwingen und mußte 4. Dez. nach Paris zurückkehren. Bei dem Ausfall 19. Jan. 1871 gegen Westen verspätete er sich um drei Stunden, so daß auch dies Unternehmen scheiterte. Seit Februar 1871 Mitglied der Nationalversammlung, schloß er sich den klerikalen Monarchisten an. 1872 erhielt er das Kommando des 8. Korps in Bourges, wirkte hier für die monarchische Restauration und bereitete 1877 nach dem Falle des Ministeriums Broglie alles für einen Staatsstreich vor. Daher wurde er nach dem Siege der Republikaner abgesetzt. D. schrieb: »La vérité sur l'Algérie« (1871), »La journée de Sedan« (1871, 6. Aufl. 1877) und »La défense de Paris« (1876–78, 4 Bde.), ein streng sachlich und wahrheitsgetreu gehaltenes Werk. Vgl. »La vie militaire du général D. d'après sa correspondance« (von seinen Kindern, Par. 1894, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 249.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika