Erastus [2]

[885] Erastus (eigentlich Liebler oder Lieber), Thomas, geb. 7. Sept. 1524 wahrscheinlich zu Baden im Aargau, gest. 1. Jan. 1583 in Basel, studierte zu Basel Theologie, in Bologna und Padua Philosophie und Medizin, ward Leibarzt des Grafen von Henneberg, 1558 des Kurfürsten Otto Heinrich von der Pfalz und zugleich Professor der Medizin in Heidelberg, wo er in die kirchlichen Angelegenheiten seines Zeitalters so tief eingriff, daß man in Großbritannien, seitdem dort die nach dem Tode des E. aus seinem Nachlaß herausgegebene Schrift »Explicatio gravissimae quaestionis, utrum excommunicatio mandato nitatur divino an excogitata sit ab hominibus« bekannt geworden war, bis auf den heutigen Tag die Richtung, die der Staatsgewalt die Selbständigkeit der Kirche preisgibt, als Erastianismus bezeichnet. In schroffem Gegensatz zum Calvinismus eiferte E. gegen Kirchenzucht und Presbyterialverfassung und vertrat auch in mehreren Schriften die Zwinglische Abendmahlslehre. Als Unitarier verdächtigt, ging er 1580 als Professor der Medizin und Moral nach Basel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 885.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika