Fellner

[407] Fellner, Ferdinand, Architekt, geb. 19. April 1847 in Wien, war Schüler seines Vaters Ferdinand F. (geb. 1815) und begann nach dessen Tode (1871) eine selbständige Tätigkeit, zu der er sich 1873 mit Hermann Helmer (geb. 13. April 1849 in Harburg) verband. Nachdem F. schon allein das Theater in Temesvar und das (später abgebrannte) Stadttheater in Wien erbaut, widmete er sich mit Helmer in den folgenden Jahren fast ausschließlich dem Theaterbau, in dem sie bald eine autoritative Geltung erlangten,[407] so daß sie auch als Preisrichter bei größern Wettbewerbungen hinzugezogen wurden. Ihre bedeutendsten Bauten sind die Theater in Pest (1874, Volkstheater), Augsburg (1876, Stadttheater), Brünn (1881), Reichenberg (1881), Szegedin, Preßburg, Karlsbad (1882), Odessa, Fiume (1883), Prag (1886, Deutsches Theater), Wien (1889, Volkstheater, s. Tafel »Wiener Bauten I«), Totis (1889, Schloßtheater), Zürich (1890), Berlin (1892, Theater Unter den Linden), Salzburg (1893), Wiesbaden (1895, Hoftheater), Graz (1899, Stadttheater), Hamburg (1900, Deutsches Schauspielhaus) und Großwardein (1900). Von ihren übrigen Bauten sind die Sternwarte in Währing bei Wien, das Ronacher-Etablissement, das Geschäftshaus Thonet, der Margaretenhof und das Palais Lanckoronski in Wien, das Palais des Grafen Károlyi in Budapest und die Brunnenkolonnade und das Kaiserbad in Karlsbad hervorzuheben. Anfangs bewegten sie sich zumeist in den Formen der italienischen Hochrenaissance, später fast ausschließlich in denen des italienischen und französischen Barock- und Rokokostils, wobei sie ein Hauptgewicht auf reichen plastischen und malerischen Schmuck legten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 407-408.
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