Frankenweine

[833] Frankenweine, die im Maintal mit seinen Seitenästen von Hanau bis Bamberg auf etwa 9400 Hektar mit einem Ertrag von durchschnittlich 18 hl von 1 Hektar gebauten Weine, meist dem Königreich Bayern (Unterfranken 8900 Hektar) und nur geringenteils Baden, Württemberg und Hessen angehörig. Der Weinbau ist hier sehr alt und wird z. B. in Kitzingen urkundlich seit 777 betrieben; vom 13.–17. Jahrh. war er weit ausgedehnter als gegenwärtig, aber erst in der Neuzeit hat, besonders gefördert durch den unterfränkischen Weinbauverein, rationelle Kultur Platz gegriffen. Die F. sind meist Weißweine (an der Tauber bei Miltenberg und Klingenberg a. M. und in den königlichen Weinbergen Hörsteins Rotweine), zeichnen sich, besonders in der Jugend, durch Feuer, Süße und viel Körper aus und sind bei mäßigem Genuß sehr gesund und stärkend (»F., Krankenweine«). Die besten Weine nach Sorte und Jahrgang sind Likörweine. Ihre Haltbarkeit ist sehr groß, sie verlieren beim Aufbewahren an Körper und Mark, gewinnen aber an Bukett, Feinheit, Flüchtigkeit und Zuträglichkeit und werden im Geschmack den Rheinweinen sehr ähnlich. Die vorzüglichsten und feinsten F., Weine ersten Ranges von außerordentlicher Feinheit und Würze, viel Mark, Süße, ausgezeichnetem Feuer und großer Haltbarkeit, sind der Leistenwein von der Südseite der Festung Marienberg, einem Terrain von 25 Hektar, und der Steinwein von dem Berge Stein bei Würzburg, der z. T. dem Hospital zum Heiligen Geist (daher Heiliger Geistwein) gehört und in plattkugelrunden Flaschen (Bocksbeutel) versandt wird. Andre vorzügliche Weine ersten Ranges sind die von Pfülben, Hohenbug, Harfe (Gressenwein), Schalksberg, Kalmuth bei Homburg (mit nußartigem Aroma), Karlsburg bei Mühlbach, Saaleck bei Hammelburg und besonders dem Hörstein (Abtsberg bei Seligenstadt). F. zweiter Klasse sind die von Würzburg (Neuenberg, Lindlesberg), Randersacker, Erschendorf, Dettelbach, Klingenberg, Schloß Homburg, Mainbernheim, Schweinfurt (Mainleite), Marbach, Thüngersheim, Sommerach, Michelbach, Soden, Rödelsee, Kreuzwertheim, Schmachtenberg, Kollenberg, Oberschwarzbach, Retzbach, Halburg, Eibelstadt, Kirchberg, Aschaffenburg (Pompejaner). Auch süße Strohweine werden in Franken bereitet und in großer Menge Schaumweine (Würzburg). Die F. eignen sich sehr gut zur Ausfuhr und passieren ohne Spirituszusatz die Linie.[833]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 833-834.
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