Karlsburg

[657] Karlsburg, 1) (früher Weißenburg, magyar. Gyula-Fehérvár, spr. djúla-séhērwār, rumän. Belgrad) königliche Freistadt mit geordnetem Magistrat und Festung im ungar. Komitat Unterweißenburg (Siebenbürgen), am Marosfluß und an den Bahnlinien Arad-Tövis und K.-Zalatna, ist Sitz des römisch-kath. Bischofs von Siebenbürgen, mit Domkapitel, und besteht aus der Unterstadt und der Festung K., in der sich der prächtige St. Michaelsdom (ursprünglich im spätromanischen Stil des 13. Jahrh. erbaut und später in gotischem Stil erweitert) mit Grabmälern der Königin Isabella und siebenbürgischer Fürsten, ferner der Bischofspalast, der Offizierspavillon, die Artilleriekaserne mit Waffensammlung, das Batthyáneum (mit einer an Inkunabeln reichen Bibliothek, Münz-, Antiken- und Mineraliensammlung) etc. befinden. Das vom Fürsten Bethlen Gábor erbaute Gebäude der Hochschule dient jetzt als Infanteriekaserne. K. hat mehrere Kirchen, Klöster und Kasernen, berühmten Weinbau (Rózsamáler Wein), eine große Dampfmühle, ein bischöfliches Obergymnasium, Seminar, Promenadenanlagen und (1901) 11,507 magyarische und rumän. Einwohner; auch ist K. Sitz eines Gerichtshofs und hatte früher ein Münzamt. Die Stadt K. steht an der Stelle der römischen Kolonie Apulum (im Mittelalter Alba Julia), aus deren Ruinen zahlreiche Denkmäler zutage gefördert wurden, und war die Residenz der Woiwoden und Fürsten Siebenbürgens, insbes. des Fürsten Gabriel Bethlen. Die 1715 bis 1738 nach dem Plane des Prinzen Eugen von Savoyen erbaute Festung wurde 1849 fünf Monate lang gegen Bem verteidigt und 12. Aug. durch den russischen General Lüders entsetzt. Vgl. B. Cferni, Das Weißenburger Komitat zur Zeit der Römer: Apulum (Nagy-Enyed 1901); P. Király, Geschichte Karlsburgs (1891). – 2) Ruine, s. Karlstadt 1).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 657.
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