Galaterbrief

[262] Galaterbrief (Brief an die Galater), eins der wichtigsten Sendschreiben des Paulus, gehört mit den Römer- und den Korintherbriefen zu den kritisch zwar nicht unangefochtenen, aber doch wohl unanfechtbaren Teilen des Neuen Testaments. Die galatischen Gemeinden bestanden, wie aus dem Briefe hervorgeht, zumeist aus Heidenchristen. Gleichwohl erhoben die dem Heidenapostel überall nachrückenden Sendboten der pharisäischen Partei auch hier das gesamte mosaische Gesetz zur Norm des religiösen Lebens für die Gläubigen aus den Heiden und verdächtigten Paulus, als ob er diesen das volle Glück der theokratischen Volksgenossenschaft vorenthalte. Sollte der Apostel diesen Judaisten bei seiner zweiten Anwesenheit in Galatien auf der dritten Missionsreise schon entgegengetreten sein, so kann er damals seiner Sache auf keinen Fall den Sieg errungen haben, da er, kaum in Ephesos angekommen, die Polemik mit der Feder neu aufnehmen mußte. Dies ist die einfachste Ansicht über Zeit (56 oder 57) und Ursprung des Briefes, den man zur Übersicht in einen apologetischen (Kap. 1 u. 2), dogmatischen (Kap. 3 u. 4) und praktischen Teil (Kap. 5 u. 6) zerlegt hat. Kommentare lieferten Meyer (9. Aufl. von Sieffert, Götting. 1899), Holsten (»Das Evangelium des Paulus«, Berl. 1880, Bd. 1), Lipsius (Freiburg 1892), Dalmer (Gütersloh 1897), Weber (Ravensburg 1901). Die Unechtheit behauptete besonders Steck (»Der G.«, Berl. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 262.
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