Garve

[361] Garve, Christian, deutscher Popularphilosoph, geb. 7. Jan. 1742 in Breslau, gest. daselbst 1. Dez. 1798, war 1769–72 außerordentlicher Professor der Philosophie zu Leipzig als Nachfolger Gellerts und privatisierte unter schweren körperlichen Leiden in Breslau. Seine Übersetzungen von Fergusons »Moralphilosophie« (Leipz. 1772), von Burkes Schrift »Über den Ursprung unsrer Begriffe über das Erhabene und Schöne« (Riga 1773) und eigne philosophische Abhandlungen lenkten die Aufmerksamkeit Friedrichs II. auf ihn, der ihn beauftragte, Ciceros Schrift über die Pflichten zu übersetzen. Seine Schriften: »Über die Verbindung der Moral mit der Politik« (Bresl. 1788), »Über verschiedene Gegenstände aus der Moral, Literatur und dem gesellschaftlichen Leben« (das. 1792, 5 Bde.; 2. Aufl. 1802, 5 Bde.), »Über Gesellschaft und Einsamkeit« (das. 1797–1800, 2 Bde.), »Übersicht der vornehmsten Prinzipien der Sittenlehre« (das. 1798) u. a., enthalten einen Schatz psychologischer und moralischer Wahrheiten in edler Form, ungeachtet er selbst kein höchstes moralisches Prinzip aufgestellt. Das größte Verdienst hat er sich durch seine vortrefflichen Übersetzungen (oder vielmehr Umschreibungen) erworben, zu denen noch »Smiths Untersuchungen über die Natur und Ursache des Nationalreichtums« (Bresl. 1794–96, 4 Bde.; 2. Aufl. 1799), »Ethik des Aristoteles« (das. 1798–1801, 2 Bde.), »Politik des Aristoteles« (das. 1799–1802, 2 Bde.), Ciceros Schrift »De officiis« (das. 1783, 4 Bde.; 6. Aufl. 1829) gehören. Vgl. Manso, G. nach seinem schriftstellerischen Charakter (Bresl. 1799); Schelle, Briefe über Garves Schriften und Philosophie (Leipz. 1800); »Garves Briefe an eine Freundin« (das. 1801); Stern, Über die Beziehungen Chr. Garves zu Kant (das. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 361.
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