Gjellerup

[874] Gjellerup, Karl Adolph, dän. Dichter, geb. 2. Juli 1857 als Sohn eines Landpfarrers, studierte seit 1874 in Kopenhagen Theologie, trat aber dann in den Romanen »Ein Idealist« (1878), erschienen unter dem Pseudonym Epigonos, »Das junge Dänemark« (1879) und »Antigonos« (1880) in jugendlichem Übereifer als Feind aller Glaubenslehren auf. Englische Evolutionsphilosophie, Freigeisterei, Schillervergötterung und Einfluß englischer und klassischer Autoren sind die Merkmale dieser Schaffensperiode, aus der die Gedichtsammlung »Rödtjörn« (1881), »Geister und Zeiten«, ein Nachruf an Ch. Darwin (1882), und der Roman »Der Schüler der Germanen« (»Germanernes Lärling«, 1882) stammen. Nach einer Reise durch Deutschland, Griechenland, Rußland und Italien erschienen unter anderm der Roman »Romulus« (1883; deutsch, Dresd. 1888), die Reiseschilderungen »Ein klassischer Monat« (1884) und »Das Wanderjahr« (1885), worin G. eine idealere, poesievollere Richtung einschlägt. Zugleich sagte er sich in recht unerquicklicher Weise von seinem früher vergötterten Meister, Georg Brandes, los, dessen Lehren er bis zum Extrem verfolgt hatte. Er wandte sich nun in den Tragödien »Brynhilde« (1885), »Hagbart und Signe« (1888), »Hjarne Skjald« der klassischen Trilogie »Thamyris« (1887), der Erzählung »Eine arkadische Legende« (1887) und der Tragödie »Saint-Just« (1886) nordischen, klassischen und geschichtlichen Stoffen zu. Weit lebensvoller ist es ihm aber gelungen, die ihn umgebende Wirklichkeit darzustellen; so in den geistreichen Romanen »Minna« (1889; deutsch, Berl. 1897), »Die Mühle« (1896), »Das Konvolut« (1897; deutsch: »Das Briefkuvert, Studie eines Graphologen«, Berl. 1898), »Die Gedankenleserin« (1901); den Schauspielen: »Herman Wandel« (1891), »Wuthhorn« (1893), von dem G selbst eine deutsche Ausgabe besorgte (Dresd. 1894),[874] »Se. Exzellenz« (1885), »Gift und Gegengift« (1898). Große Fortschritte in seiner oft schwerfälligen Verskunst zeigen die mystischen stimmungsvollen Gedichte, die als »Buch meiner Liebe« 1889 erschienen. Ferner hat er die Studie »Richard Wagner in seinem Hauptwerke ›Der Ring des Nibelungen‹« (1890; deutsch von Jiriczek, Leipz. 1891) veröffentlicht. Mit einer deutschen Frau verheiratet, wohnt G. meistenteils in Dresden, wo seine spätern Novellen häufig spielen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 874-875.
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