Gordiānus

[132] Gordiānus, Name dreier röm. Kaiser (Vater, Sohn und Enkel), deren Regierung in die Jahre 238 bis 244 n. Chr. fällt. Marcus Antonius G. Africanus stammte aus einer der edelsten und reichsten Familien Roms, wuchs auf in fleißiger Beschäftigung mit der Dichtkunst und machte sich beim Volke durch die Freigebigkeit, mit der er von seinem Reichtum mitteilte, frühzeitig beliebt. Das Konsulat bekleidete er zweimal und verwaltete nach dem zweiten die Statthalterschaft von Afrika zur großen Zufriedenheit der Bewohner. So hatte er das 80. Lebensjahr erreicht, als ihm 238 einige Verschworne, die einen Prokurator des Kaisers Maximinus (235–238) wegen seiner Harte und Habsucht ermordet hatten, aus Furcht vor dessen Rache den Purpur und Kaisertitel antrugen. G. ließ sich zur Annahme überreden und ward mit seinem gleichnamigen Sohn, der ihn als Legat nach Afrika begleitet hatte, zum Augustus ausgerufen, worauf sie in kaiserlichem Pomp in Karthago einzogen und vom Senat aus Haß gegen den rohen und grausamen Maximinus mit Freuden als Kaiser anerkannt wurden. Aber schon nach 36 Tagen wurde ihrer Herrschaft von den treu gebliebenen Truppen des Maximinus unter dem Statthalter Numidiens, Capellianus, ein Ende gemacht; der Sohn fiel in der Schlacht, und der greise Vater erdrosselte sich aus Verzweiflung. – Der dritte G., der Enkel des ersten, Marcus Antonius G. Pius Felix, wurde, als nach Ermordung des Maximinus die Augusti Maximus und Balbinus den Kaiserthron bestiegen hatten, von diesen 238 auf Verlangen des Volkes zum Cäsar ernannt, obwohl er erst 13 Jahre alt war, und, als auch Maximus und Balbinus noch in demselben Jahr ermordet worden waren, durch die Prätorianer zum Augustus ausgerufen. Von seinem trefflichen Schwiegervater Timesitheus, den er zum Präfekten der Leibwache ernannte, geleitet, unternahm er 242 einen Feldzug gegen die Parther, die Mesopotamien erobert hatten und selbst Syrien bedrohten, drängte sie über den Euphrat zurück und nahm Carrä und Nisibis ein. Schon 243 starb aber Timesitheus, und ein Jahr später wurde auch G. auf Veranlassung des Philippus Arabs, den er, von den Soldaten gezwungen, als Mitkaiser angenommen hatte, in einem Soldatenaufstand getötet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 132.
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