Guyon [2]

[556] Guyon (spr. gaien), Richard, ungar. Revolutionsgeneral, geb. 1812 zu Bath in England, gest. 12. Okt. 1856 in Konstantinopel, trat 1828 in die englische Legion in Portugal, kämpfte hier gegen Dom Miguel und trat 1832 in österreichische Dienste, die er als Oberleutnant 1839 verließ. Beim Ausbruch der ungarischen Revolution 1848 zum Kommandanten eines Freiwilligenbataillons ernannt, focht er bei Schwechat (20. Okt.) und Tyrnau (14. Dez.) gegen die Kaiserlichen und erstürmte während des Winterfeldzugs als Kommandeur einer Division der Görgeischen Hauptarmee den Branyiskopaß (5. Febr. 1849). Für seinen Anteil am Siege bei Aes (28. April 1849) wurde er zum General befordert. Mit Görgei in stetem Zwist, trat er auf Zureden Kossuths in die Südarmee unter Vetter und formierte in dessen Rücken eine Reservearmee, an deren Spitze er 1. Juli die Festung Arad nahm und sodann mit Vetter den Sieg von Hegyes (14. Juli) über Jellachich erfocht. Sein Sturm auf das Titeler Plateau bei Mossorin 23. Juli ward dagegen blutig abgewiesen. Auch an den unglücklichen Entscheidungskämpfen bei Szöreg (5. Aug.) und Temesvar (9. Aug.) nahm G. teil und deckte die Flucht Kossuths nach Orsowa und auf türkischen Boden. Hier trat er in die Reihen des osmanischen Heeres, ward in Berücksichtigung seiner englischen Abkunft zum Pascha von Damaskus ernannt und hieß fortan Kurschid Pascha. 1850 unterdrückte er in Aleppo einen Aufstand der alttürkischen Partei. Im orientalischen Krieg 1854 war er Generalstabschef des unfähigen Ahmed Pascha in Kars, ward aber bald abberufen und lebte seitdem in Konstantinopel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 556.
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