Hausenblase

[884] Hausenblase (Fischleim, Ichthyocolla, Colla piscium), die innere Haut der Schwimmblase großer Fische aus dem Geschlecht der Störe. Die beste H. liefern Osseter, Sterlett, Sewruga (Scherg) und Hausen. Man schneidet die mit schwacher Kalkmilch gewaschenen Blasen der Länge nach auf, reinigt sie, zieht die äußere Muskelhaut ab und bringt die innere weiße Haut in die Form von Blättern, die man auf Bretter nagelt und in der Sonne trocknet. Bisweilen werden diese Blätter in Fäden zerschnitten, auch durch Schwefeln oder längeres Eingraben in Schnee gebleicht und in Ringel- oder Lyraform aufgerollt (Klammerhausenblase). Gute H. ist hornartig, durchscheinend, gelblichweiß, bläulich schillernd, zäh, faserig, geruch- und geschmacklos, quillt in kaltem Wasser und wird undurchsichtig, löst sich aber fast vollständig in heißem Wasser und schwachem Spiritus. Die Lösung erstarrt zu einer durchsichtigen, farblosen Gallerte, die auf 1 Teil H. 30 Teile Wasser enthalten kann. Beim Verbrennen gibt H. nur 0,5 Proz. Asche. Die meiste H. liefert Rußland, und die beste ist die Astrachaner (Soliansky). Geringere H. liefern Wels (Samovy-H.), Seehecht, Gadus merlucius (nordamerikanische H.), Fingerfisch, Polynemus plebejus (ostindische H.) und Silurus Parkerii (brasilische, Cayenne-H.). Die Pará-H. besteht aus den getrockneten Eierstöcken des Gelbfisches. Auch die Schwimmblase, Haut, Magen und Därme des Störs werden auf H. verarbeitet (deutsche H.). Man benutzt H. zum Klären von Wein, Bier und Likören, ferner zum Leimen (obwohl sie vom Leim an Bindekraft übertroffen wird), zur Bereitung von Kitt für Glas und Porzellan, zum Appretieren seidener Zeuge, zur Befestigung der Perlenessenz in der Höhlung der künstlichen Perlen, zur Bereitung des Englischen Pflasters und Gelatinepapiers, zur Darstellung von Gelees etc. Taucht man seine Drahtgitter in Hausenblasenlösung, so bleibt in jeder Masche ein seines Häutchen zurück, und nach dem Trocknen erhält man eine glasartige Scheibe, die, auf beiden Seiten mit Harzfirnis überzogen, statt des Horns in Laternen benutzt werden kann. Glanzgaze ist ein ähnliches Präparat mit Gaze. In der Technik wird die H. immer mehr durch Knochenleim verdrängt. Aus Knochenleim besteht auch die aus den Knochen des Walfisches etc. bereitete künstliche H.; ein andres Surrogat der H., Ichthyocolle française, wird aus Blutfibrin bereitet und soll sich zum Klären von Wein und Bier eignen. Japanische, ostindische H., s. Agar-Agar.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 884.
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