Helmerding

[153] Helmerding, Karl, beliebter Lokalkomiker Berlins, geb. daselbst 29. Okt. 1822 als der Sohn eines Schlossermeisters, gest. daselbst 20. Dez. 1899, erlernte zuerst das Handwerk seines Vaters, machte auch erfolgreiche Studien im Zeichnen unter Schadow, betätigte aber daneben seinen Drang zum Theater auf mehreren kleinen Bühnen seiner Vaterstadt. Als Berufsschauspieler debütierte er 1847 in Meißen und wirkte darauf während vier Saisons am Hennigschen Sommertheater in Berlin unter Direktor Kallenbach, der den Anfänger in das komische Fach brachte. Im Winter 1850 in Sondershausen, 1851 in Erfurt engagiert, wurde H. 1852 Mitglied des Königsstädtischen und 1854 Mitglied des Krollschen Theaters in Berlin. 1855 für Posen von Wallner engagiert, kehrte er mit diesem bald darauf nach Berlin zurück, wo er zwei Jahrzehnte hindurch eine Zierde und Stütze des Wallner-Theaters und der Berliner Lokalposse war. 1878 zog er sich von der Bühne zurück. H. wußte jede Partie zu einer Glanzrolle zu machen; besonders hervorzuheben sind sein Doucet in »Berlin wird Weltstadt«, Steglitz in »Otto Bellmann«, Elsterwitz in »Die Kunst, geliebt zu werden«, Nitschke im »Gebildeten Hausknecht«, Klumpatsch in »Nimrod«, Petz in »Aurora in Öl« und vor allem sein Weigelt in »Mein Leopold«. H. hat sich auch in dramatischen Originalarbeiten (die bekannteste: »Eine Weinprobe«), in Übersetzungen etc. mit Glück versucht und für Journale geschrieben. Außer seiner wunderbaren Wandlungsfähigkeit waren es hauptsächlich der kaustische (Berliner) Humor, die schneidende Redeweise, die streng geschlossene Charakterzeichnung und der eigenartige, fast gesprochene Vortrag der sich gewöhnlich nur in den knappsten Rhythmen bewegenden Couplets, die auch seine grellsten Chargen annehmbar machten. Vgl. Kohut, Karl H. (Berl. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 153.
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