Heteromorphōse

[284] Heteromorphōse (griech.), die Erscheinung, daß verloren gegangene Teile durch andre, ihnen nicht entsprechende ersetzt werden. Sie wurde zuerst an Krebsen beobachtet, die verlorne Beine durch andersgestaltete ersetzten. Heteromorphe Bildungen können leicht bei Hydroidpolypen hervorgebracht werden, so kann an beiden Enden eines herausgeschnittenen Stückes von Tubularia an jedem Ende ein Köpfchen entstehen, oder es bildete sich an dem nach unten gekehrten Mundende eine Wurzel. Bei Strudelwürmern und Regenwürmern, die ihr Vorderende verloren, kann sich anstatt diesem ein Schwanzende bilden; an Stelle eines abgeschnittenen Auges höherer Krebse kann sich ein Fühler bilden. Bei den meisten (regenerationsfähigen) Tieren treten übrigens keine H. ein, sondern es bilden sich normalerweise die den verloren gegangenen Teilen entsprechenden Organe. Übrigens finden sich ähnliche Vorgänge im Pflanzenreich, indem z. B. gegen die Erde gebogene Ranken abnormerweise Wurzeln bilden. Vgl. Löb, Untersuchungen zur physiologischen Morphologie der Tiere (Würzburg 1891); Herbst, Über die Regeneration antennenähnlicher Organe an Stelle von Augen (im »Archiv für Entwickelungsmechanik«, 1896, 1899 und 1901); Morgan, Regeneration (New York 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 284.
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