Hohlwerden der Bäume

[466] Hohlwerden der Bäume, sehr häufige Erscheinung an Bäumen, wie besonders Kopfweiden, Pappeln, Linden u. a., wobei das alte Holz unter dem Einfluß von eindringendem Wasser und Pilzen, die in der Regel nach stärkerer Verwundung des Gipfels zu wuchern beginnen, in Fäulnis gerät und allmählich bis zur Wurzel zerstört wird (s. Rotfäule). Zuletzt bleibt nur ein dünner, aus dem jüngern Holze gebildeter Mantel zurück, dessen Innenfläche aus mehr oder weniger zersetztem Holz besteht, und dermit Baumerde, d. h. den Zersetzungsprodukten des Holzes, erfüllt ist. An einzelnen, durch Fäulnis völlig zerstörten Stellen wird dann die entstandene Baumhöhle geöffnet, wobei der Stamm sich spalten oder in einzelne Stücke zerrissen werden kann. Da durch das noch unversehrte Holz die Leitung der Nährstoffe aus der Wurzel nach den Zweigen und ebenso auch das Dickenwachstum fortdauert, so können hohle wie auch in einzelnen Teilen aufgelöste Stämme noch lange Zeit fortwachsen. Durch Überwallung von den Wundrändern aus entstehen bisweilen in hohlen Bäumen mit Rinde bekleidete Teilstämme, aus denen auch Knospen und Wurzeln, wie z. B. häufig in Hohlweiden, hervorbrechen können. Durch Ausbrennen kann man dem Fortschreiten des Hohlwerdens Einhalt tun, doch wird dadurch leicht auch ein großer Teil des Holzes zerstört und die Festigkeit des Stammes noch mehr geschwächt. Vorzuziehen ist daher das Verschmieren der Wunden mit Baumwachs oder Lehm, eventuell mit Ausfüllung des Hohlraums mit Steinen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 466.
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