Hutcheson

[675] Hutcheson (spr. höttschìs'n), Francis, engl. Moralist und Ästhetiker, Stifter der sogen. Schottischen Schule, geb. 8. Aug. 1694 im nördlichen Irland, gest. 1747 in Glasgow, studierte in Glasgow Theologie, gründete eine Erziehungsanstalt in Dublin und wurde 1729 Professor der Philosophie in Glasgow. Mit Ausnahme seiner »Synopsis metaphysicae« (Glasg. 1714, 3. Aufl. 1749) gehören alle seine Schriften dem moralischen und ästhetischen Gebiet an; so seine »Inquiry into the original of our ideas of beauty and virtue« (Lond. 1720; deutsch, Frankf. a. M. 1762); »Essay on the nature and conduct of the passions and affections« (Lond. 1728; deutsch, Leipz. 1765); »System of moral philosophy« (Lond. 1755, 2 Bde.; deutsch u. d. T.: »Sittenlehre der Vernunft«, Leipz. 1756, 2 Bde.). H. beruft sich für die Erkenntnis sowohl des Schönen als des Guten auf die Aussprüche eines untrüglichen innern Sinnes. Für das Sittliche ist dies der moral sense. Schönheit wird erfahrungsgemäß überall da, wo Einheit in der Mannigfaltigkeit sich zeigt, Güte dagegen da anerkannt, wo wir oder andre den selbstischen (interessierten) Neigungen entgegen, also den selbstverleugnenden (uninteressierten, wohlwollenden) Neigungen gemäß handeln. In der Befriedigung, die der Anblick der Einheit in der Mannigfaltigkeit gewährt, besteht der Genuß, den das Schöne verschafft; in jener, die das Bewußtsein uneigennützigen Handelns gewährt, besteht die höchste Glückseligkeit. Beide sind nicht Zweck, sondern Folge des künstlerischen Schaffens und des sittlichen Handelns. Die Selbstliebe ist nur insofern berechtigt, als der Einzelne ein Teil der Gesamtheit ist. In ästhetischer Richtung ist seine interesselose Betrachtung auf Kant und Herbart, in ethischer seine Hervorhebung des (schon von Cumberland beachteten) uneigennützigen Wohlwollens auf A. Smith, Herbart, Schopenhauer von Einfluß gewesen. Hutchesons Werke erschienen gesammelt zu Glasgow 1772 in 5 Bänden. Vgl. T. Fowler, Shaftesbury and H. (Lond. 1882); Rampendahl, Eine Würdigung der Ethik Hutchesons (Leipz. 1892); W. R. Scott, Francis H., his life, teaching, etc. (Lond. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 675.
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