Huy [2]

[681] Huy (spr. hǖī, fläm. Hoei), Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Lüttich, an beiden Ufern der Maas, die hier die Flüßchen Hoyoux und Méhaigne aufnimmt, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Landen-Ciney, der Eisenbahn Lüttich-Namur und der Vizinalbahn H.-Waremme, zwischen hohen Felsen, hat eine 1822 erbaute, 1892 verbesserte, aus einem bastionierten, stark kasemattierten Viereck bestehende Zitadelle, eine schöne gotische Kollegiatkirche (1311 begonnen, neuerdings restauriert), ein Standbild des Staatsmannes Joseph Lebeau (von J. Geefs) und (1903) 14,124 Einw., die Brennerei, Weißblech-, Zink-, Blei-, Papierfabrikation, Getreide- und Viehhandel betreiben. In der Nähe sind Eisengruben, Eisenhämmer, Steinkohlenwerke und Weinbau. Es bestehen daselbst ein Athenäum, Staats-Knaben- und Mädchen-Mittelschulen, Industrieschule, ein bischöfliches Collège und ein Lehrerseminar. – Seit Mitte des 11. Jahrh. Sitz einer bedeutenden Metall- und Tuchindustrie sowie wichtiger Handelsplatz, spielte H. im spätern Mittelalter bei den innern Wirren im Fürstentum Lüttich (s. d.) eine hervorragende Rolle. 1467 wurde es von den aufständischen Lüttichern geplündert, im 16. und 17. Jahrh. wiederholt von den Franzosen, 1703 von den Engländern erobert. Die 1715 geschleiften, seit 1822 wiederhergestellten Festungswerke sind 1892 verstärkt worden. Die frühere Abtei Neuf-Moustier in einer Vorstadt von H. war eine Gründung Peters von Amiens (s. d.), der hier begraben liegt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 681.
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